Was w i r dabei denken?

Auf der Internet-Seite von LaufReport bespricht Werner Sonntag das Buch: >42,195 – Warum wir Marathon laufen und was wir dabei denken< von Matthias Politycki und kommt zu einem einigermaßen positiven Schluss:
„Das Buch ist ein fiktiver Marathon; dem Start und dem Ziel sowie dazwischen jedem Kilometer ist ein Essay zugeordnet. … Das jeweilige Thema dieser Betrachtungen steht in lockerem Zusammenhang mit der dem Kilometerstand entsprechenden Befindlichkeit des fiktiven Marathonläufers.“

Ich hatte das Buch auch schon in der Hand, hab manches darin gelesen, hab es aber im Hauptsächlichen einfach mal auf mich wirken lassen. Mein Zugang bzw. „Nicht“-Zugang war aber ein ganz anderer. Mir persönlich schoss da gleich eine Frage durch den Kopf:

Wie kommt der Autor drauf, dass er so einvernehmlich über unsere Gedanken Bescheid weiß und was wir vor allem bei einem Marathon-Lauf so alles denken?

Die Idee, bestimmte Themen des Laufens mal aus dieser Perspektive niederzuschreiben, mag ja ganz nett sein! Vielleicht spricht das Buch ja auch Leser an, die gerade diese Idee und Herangehensweise gut finden?! – Aber ticken wir alle so ähnlich, dass es so verallgemeinert unter diesem Titel „zusammengefasst“ werden kann? Ich glaube es nicht! Das wirkt zu pauschal! – Sicherlich sind viele Themen, auch Themen, die Läufer interessieren oder berühren!

Aus meinem eigenen Erleben, weiß ich, dass ich selbst viel zu Unterschiedliches während meiner Trainings- und Wettkampfläufe denke und verarbeite.

Bei Trainingsläufen kommt es sicherlich mal vor, dass ich über Alltagsprobleme grüble. Oft aber lasse ich meinen Gedanken einfach nur freien Lauf und da komme ich auf alles Mögliche und Unmögliche, spinne einen Film weiter, den ich recht kurz vor dem Lauf gesehen habe, oder disputiere mit mir selbst über eine Predigt, die ich im letzten Gottesdienst gehört habe. Manches Mal versuche ich sogar die Probleme der Welt zu „regeln“! 😉 – Sehr oft aber spiele ich einfach nur mit Zahlen. Als Zahlenfreak stelle ich mir selbst Rechenaufgaben, oder leite kleinere Rechenoperationen aus den Zahlen eines Nummernschildes ab. Ob das viele, andere Läufer machen, wage ich zu bezweifeln. Gehe ich in eine neue Saison, dann sind meine Trainings- und Wettkampfplanung und meine Ausrüstung im Allgemeinen, oder die Vorbereitung von besonderen Wettkämpfen im Besonderen mal Thema.

Bei Wettkämpfen kommt es bei mir sehr darauf an, wie wichtig der Wettkampf für mich ist! Kleinere Wettkämpfe, die mir nicht so wichtig sind, kann ich auch etwas weniger fokussiert laufen. Da schweifen die Gedanken auch manchmal ab. Bei den wichtigeren, oder längeren Wettkämpfen, die auch einen gewissen Saisonhöhepunkt darstellen, bin ich deutlich konzentrierter bei der Sache und da erwische ich mich oft wieder bei Zahlenspielen, die dann aber mein Tempo, meine Zielzeit und damit meine eigene Erwartung betreffen! Da bin ich also deutlich fixierter und meine Gedanken laufen nicht so viel quer, es sein denn ich laufe und genieße einen Ultra im Gebirge! – So verschieden stellt sich das alleine schon bei mir dar!

Das weiß dann Matthias Politycki sicherlich nicht zuzuordnen!
Vielleicht stört mich einfach auch nur dieser einvernehmende Titel?!?

Laufend Manfred