Bei uns läuft zum 31. Mal das Darmstädter Sportforum. Es ist eine kleine Veranstaltungsreihe, die die TU Darmstadt jedes Jahr unter einem Generalthema organisiert. An fünf Abenden im November und Dezember lädt die TUD jeweils montags zu einem Vortrag ein. Ein Dozent referiert über die neuesten Ergebnisse in seinem Forschungsgebiet. Wer wissenschaftlich interessiert ist, kann sich das Ganze sogar umsonst anhören. Die TUD hat es bisher immer geschafft, Sponsoren an Land zu ziehen, die diese Veranstaltungsreihe unterstützen.

Dieses Jahr geht es um
>Moden und Mythen – Was bringen „moderne“ Trainingsmethoden wirklich?<

Am vergangenen Montag wurde das Faszientraining unter die Lupe genommen. Der Referent, der nicht nur selbst auf diesem Gebiet forscht, hat auch Meta-Studien durchgeführt. Sein Resümee dieser Meta-Studien war ernüchtern. Es sei schon erstaunlich, was bei einer Faktenlage von nur 14 Studien an nur 260 Probanden an Behauptungen aufgestellt wird. Weit über 50 deutschsprachige Bücher und Magazine sind inzwischen zu diesem Thema veröffentlicht worden. Dabei sei dieses Thema gar nicht mal so neu. Früher sprach man z. B. von der Straffung des Bindegewebes. Schon in den 1970er-Jahren hat K. Tittel verfeinerte Bilder zu den sogenannten myofaszialen Ketten (Muskelschlingen) wieder gegeben. Ob diese myofaszialen Ketten aber so „zusammenhängen“ und auch so funktionieren, wie es immer wieder behauptet wird, ist noch lange nicht erwiesen. Wahrscheinlich gibt es viel umfangreichere Wirkzusammenhänge, als nur innerhalb dieser Ketten!

Zu sehr möchte ich dieses Thema hier nicht vertiefen. Es ist immerhin deutlich geworden, dass etwas an diesem foamrolling dran ist. Nur wird es bisher nicht sauber begründet, oder die einhergehenden Behauptungen sind (noch) nicht belegbar. Ein etwas längerer Bericht ist im Darmstädter Echo „abgedruckt“!

Für mich bleibt, dass es nützlich, aber nicht geheimnisvoll ist. Es ist nicht so effektiv, wie das statische Dehnen, wirkt sich aber auch nicht negativ auf bestimmte Leistungskomponenten aus. Das statische Dehnen senkt bekanntlich den Muskeltonus und mindert so z. B. die Schnellkraftleistungsfähigkeiten. Das sollte uns Langstreckenläufer allerdings weniger kümmern, da wir keinen 100m-Sprint hinlegen müssen und schon gar nicht so schnell sein wollen, wie ein Usain Bolt. Und sollten wir einen Endspurt nach einem langen Marathon hinlegen wollen und halten ihn nicht durch, lag es garantiert nicht an einem vorher durchgeführten Stretching.

Vorsichtig abwartend und beobachtend haben wir Geld für Kurse und Equipment gespart. Und doch haben unsere beiden Rollen uns schon gute Dienste geleistet.

Für ein effektives Ausrollen tut es möglicherweise auch eine Kuchenrolle (Nudelholz), da man mit beiden Händen führen und auch entsprechend Druck ausüben kann. Ein paar Handgriffe gelernt, oder beim Physiotherapeut aufgepasst und nachgefragt und die Selbsthilfe kann gelingen.

Also nicht aus“nehmen“ lassen und Neuerungen zu unserem Besten nutzen, oder?

6 thoughts on “Faszientraining”

  1. Lieber Manfred, wir leben in einem Zeitalter, in dem aus fast allem Geld gemacht wird, ob wir alles mitmachen, was uns die Hersteller verlockend anpreisen, sei dahingestellt.

    Was die Rolle angeht, ich habe sie mir natürlich auch zugelegt, nutze sie auch eifrig, ich muss sagen, es tut mir zumindest gut, wenn ich sie verwende, ob es auch Auswirkungen hat, vermag ich nicht zu beurteilen.

    Mit einem Nudelholz allerdings würde ich meine Muskulatur nicht quälen wollen, dann schon lieber mit einer nicht ganz so harten Rolle.

    Nein, wir müssen nicht alles mitmachen, aber ich schließe mich nicht aus, Dinge auszuprobieren, die meinem Körper gut tun sollen ! 😉

    1. Liebe Margitta,
      diesen Mittelweg meine ich: sich guten Neuerungen nicht zu verschließen und doch nicht jeden Trend gleich mit fliegenden Fahnen mitzumachen.
      Das mit dem Nudelholz war auch nicht ganz so ernst gemeint. Ich habe eine Rolle zuhause, die in etwa so aussieht. Deshalb habe ich den spitzen Gedanken des Dozenten mal niedergeschrieben. Das Nudelholz müsste man wahrscheinlich erst mit ner Gummischicht überziehen. Da kauft man sich lieber ein professionelles Produkt und nimmt die „gewonnene Bastelzeit“ für ein weiteres Läufchen. 😆
      Bleib gesund und nutze die vielen Möglichkeit zur Regeneration.
      LG Manfred

  2. Lieber Manfred, danke für die Erläuterung und den Link zur Darmstädter. Da sieht man mal wieder sehr gut, wie die Marketingmaschinen, an denen viele mitverdienen möchten, funktionieren. Die Rollen sind wahrscheinlich prinzipiell überhaupt nicht schlecht um sich selbst mal ein wenig „durchzukneten“, aber was da für Heilsversprechen gemacht werden, das ist schon krass. Ich nutze eine kleine Rolle um die Fußsohlen zu massieren, besonders nach längeren Barfußeinheiten tut das schonmal ganz gut. Ob da jetzt aber „verklebte Faszien“ entklebt werden oder was auch immer, ist mir erstmal egal, ein Anleitungsbuch ist auch nicht nötig, hin und her rollen bekomme ich ganz gut auch so hin 😉
    LG Oliver

    1. Lieber Oliver,
      bitte gerne!
      Vielleicht schreibe ich noch einen Beitrag zum H.I.I.T. Zu diesem Thema gab es den ersten Vortrag. Dieses hochintensive Intervall-Training wird ja von uns „Normalos“ im Ausdauerbereich kaum genutzt.

      Dass du das „Aus“rollen hinbekommst, habe ich mir schon gedacht! 😉
      Ich nehme auch an, dass das die meisten anderen schaffen. Deshalb habe ich mir auch zu schreiben erlaubt: „Ein paar Handgriffe gelernt … und die Selbsthilfe kann gelingen.“
      Die meiste Zeit werden wir aber trotzdem draußen verbringen und nicht neuen Trends nachlaufen. Selber laufen macht mehr Spaß! 😆
      Bleibe fit und gesund!
      LG Manfred

  3. Moin Manfred,

    ich hatte das erste Mal Kontakt zum Faszientraining durch Sylvia Beenken, als wir den Trail durch den Odenwald gemacht haben. 2014 war das als wir mehrere Tage gelaufen sind. Da hat sie uns ein paar Übungen gezeigt. Ich fand das sehr interessant, wobei ich ja eher den Dehnmuffeln und Gymnastikabstinenzlern zuzuordnen bin. Mittlerweile (mag am Alter liegen) mache ich das mehr.
    Wie auch immer habe ich irgendwann so eine Rolle geschenkt bekommen.
    Seitdem nutze ich sie unregelmäßig und es tut mir gut. Locker meine Mukulatur, gerade wenn ich mit Verhärtungen zu kämpfen habe hilft es ungemein.
    Es sind immer wieder Modewellen, wie du schreibst bekannt aus den 70ern.

    Es muss auch nicht immer wissenschaftlich belegt sein.
    Wenns hilft!!!!

    Ich verstehe bspw. die Homöopathie nicht. Kann vom Kopf her nicht funktionieren.
    ABER mir hilft es. Mein Verstand ist da anderer Meinung wie mein Körper.
    Und so nutze ich seit Jahren die Homöpathie auch wenn ich es mir nicht erklären kann.
    Irgendwie muss es ja funktionieren, sonst würde es bei Kleinkindern und Tieren nicht anschlagen. Und die wissen ja nicht was sie da nehmen.

    Ich glaube es gibt viele Dinge die sich nicht erklären lassen oder erst nach Jahrzehnten intensiver Forschung klären lassen.

    Wichtig ist über den Tellerrand schauen!

    VG
    Daniel

    1. Lieber Daniel,
      ist schon richtig, was du schreibst, aber es geht ja auch nicht so sehr darum, dass es nicht wirkt, sondern darum, dass es „grausam“ begründet wird. Dadurch wird es manchem rational Denkenden unter uns so schwer gemacht Zugang zu finden. – Es ist meines Erachtens wichtig, dass diejenigen, die es propagieren auch seriös bleiben. Manchmal werden mit den nachweisbaren Wirkungen auch viele zusätzliche Wirkmechanismen zu „verkaufen“ versucht. – An der Homöopathie ist ebenfalls was dran, aber auch hier sind die Begründungen fadenscheinig. Auch Kinder und Tiere „funktionieren“ über Vertrauen und damit können auch bei ihnen Selbstheilungskräfte mobilisiert werden. Damit will ich aber nicht sagen, dass Homöopathie so, oder nur so funktioniert.
      Ja, offen bleiben, aber nicht gleich auf jeden Trend mit fliegenden Fahnen aufspringen.
      LG Manfred

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