Bei meinem obligatorischen, freitäglichen Stadtbummel ist mir das neue Runner`s World in die Hände „gefallen“. Beim >vor-mich-hinblättern< stolpern meine müden Augen über das Diskussionsthema des Monats: „Dürfen Läufer Gehpausen machen?“

Na, da interessiert mich doch gleich mal, was da so geschrieben wird. Prompt stoße ich auf Meinungen, die mir so richtig aus dem Herzen sprechen. Ein Marathonlauf, wird da beigetragen, bei dem nur 35, 37 oder 38 Kilometer gelaufen werden, ist kein echter Marathonlauf. Da man für einen Marathonlauf trainiere, müsse man auch alles laufen, sonst hätte man umsonst, bzw. nicht genügend trainiert. Außerdem sei das ja auch keine Wanderveranstaltung. So in etwa die Meinungen. – Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Mir fehlen allerdings noch die Parameter, des Mindesttempos, der Mindestschrittlänge, bzw. Mindestschrittfrequenz. Außerdem sollte der Veranstalter das Ziel allerhöchstens 4:30 Stunden offen halten! Man stelle sich nur vor, da käme ein Senior auf die Idee im 8:30er-Tempo die Strecke absolvieren zu wollen. Bei zwei Gehpausen von etwa 5 Minuten wäre dieser Senior üüüber 6 Stunden unterwegs. Käme dieser Senior zudem noch in den Genuss einer TV-Reportage wäre dies eine Herabwürdigung der Leistungen aller „echten Läufer“!

Ich höre euch schon stöhnen: Manfred, bist du wirklich dieser Meinung? 😳

Quatsch, keine Angst! – Niemand möge mir böse sein, aber ich frage mich eher, wann und wo das Ego solcher Meinungsträger gelitten hat, dass sie andere und/oder langsamere Läufer, die Gehpausen machen, nicht neben sich dulden und deren Leistung auch als Laufleistung anerkennen können! – Da möchte ich böse sein dürfen und mir vorstellen wollen, dass diese Meinungsträger auch mal in ein höheres Alter kommen, in dem sie nicht mal mehr einen Marathon durchlaufen können. Konsequenterweise sollten sie dann an Marathon-LAUF-veranstaltungen nicht mehr teilnehmen! ODEEEER?

Andererseits …
Mir sei erlaubt das Szenario mal umzudrehen: der oben erwähnte, rüstige Senior nimmt an einer Veranstaltung teil, die ihre Pforten 6 Stunden offen hält. Er schafft es im 8:30er-Tempo durchzulaufen, dann käme er knapp unter 6 Stunden ins Ziel. Gnade den obigen Meinungsträgern, wenn sie dann auch nur mal eine Pause machen. Sie wären keine Läufer mehr, auch wenn sie unter 4 Stunden durchkämen und der Senior hätte sie als Läufer in die Tasche gesteckt. 👿

Und für mich selber käme es ganz bös: mein Marathon, den ich 1983 in Berlin mit einer 2:51 beendet hatte, wäre gar kein Marathonlauf gewesen. 😥 Ich war ja so schlecht trainiert, dass ich damals 2 oder 3 Gehpausen machen musste. – Zum Glück bin ich bei meinen beiden schnellsten Marathonläufen durchgelaufen. Da habe ich ja gerade noch mal Glück gehabt! 😛

Allerdings müsste ich die Liste meiner Marathonläufe umschreiben und in Marathonläufe und Marathon….. trennen. Aber was schreibe ich denn dann in die Spalte?

Und zu allerletzt sollte man PlanB darauf hinweisen, dass ihre Veranstaltung Transalpine Run gar kein Run ist, da ja kein einziger Läufer nach 7 oder 8 Etappen ins Ziel kommt, ohne auch nur mindestens eine Gehpause gemacht zu haben!

Trainieren denn nicht mal die Profis genug, um vernünftig laufend ins Ziel zu kommen?

10 thoughts on “„Marathongang“ ???”

  1. Lieber Manfred, als ich meinen ersten Marathon lief, war alles ganz anders, wer über die Vier-Stunden-Marke hinaus im Ziel eintraf, war kein “ richtiger “ Marathonläufer. Darum waren wir damals alle bemüht, vor den berüchtigten vier Stunden im Ziel einzulaufen. Damals gab es auch bei großen Marathonläufen, ich denke z.B. an Paris, wo ich 1992 lief, NUR 7.000 Läufer. Heute läuft mindestens das Vier-, Fünffache an Menschen jeder Altersklasse, es hat sich alles verschoben, jeder läuft, wie er kann und freut sich, wenn er ins Ziel kommt, das war damals anders.

    Auch wäre kein Mensch auf die Idee gekommen, untrainiert oder nicht ausreichend trainiert an den Start zu gehen. GEHEN während eines Marathonlaufes undenkbar, wenn Marathon, dann von A bis Z laufen, höchstens mal kurz an den Versorgungsstellen stehen bleiben !

    Selbst bei 100-Kilometer-Läufen waren wir bemüht, durchzulaufen.

    Bei 24-Stunden-Läufen wird man immer wieder Läufer gehend sehen, um sich während des schnellen Gehens zu regenerieren, davon schließe ich mich nicht aus.

    Wie auch immer, ich finde schon, dass man – so man an den Start eines Marathons geht – auch in der Lage ist, ihn laufend zu bewältigen, egal in welchem Tempo.

    1. Liebe Margitta,
      natürlich muss man (aus)trainiert an den Start gehen, das habe ich nie anders gesehen! ❗
      Ich hatte sogar noch krassere Meinungen vernommen: „Ein richtiger Marathonläufer ist nur der, der unter 3 Stunden bleibt.“
      In den 80er Jahren war es ja auch verpönt im „richtigen“ Training zu gehen. Trotzdem habe ich NIE das Empfinden gehabt keinen Marathonlauf gelaufen zu sein, wenn ich mal ein paar Minuten gehen musste (auch außerhalb der Verpflegungsstelle). – Was ist denn mit einem Weltklasseläufer, der in einem 5000-m-Rennen seinen Schuh fast verliert, weil ihm jemand hinten rein gelaufen ist? Der hält doch auch kurz an, zieht den Schuh wieder hoch, geht ein paar Meter um zu prüfen und rennt dann weiter. – Was ist, wenn ich in einem Rennen umgestoßen werde, mit blutendem Knie einige hundert Meter humpeln muss, bevor ich wieder weiterlaufen kann? So ist es mir bei einem Berlin-Marathon am Wilden Eber mal passiert! (Ich bin dann trotzdem unter 3 Stunden geblieben!)

      Mir ist das alles viel zu absolut postulierend, zu ultimativ! – Gerade in unserem Sport, in dem wir die Freiheiten so lieben, schränken wir uns in bestimmten Situationen wieder so ein? – Das ist mir viel zu eng gefasst und hört sich fast intolerant an! (Ich weiß ja, dass du nicht so denkst!)
      Ich bin da viel offener: auch wenn man einen Marathon in 6 Stunden erwandern kann … wenn ein Läufer 6 Stunden lang sein Bestes gibt, ist er immerhin 6 Stunden lang an seiner Leistungsgrenze unterwegs. Ein Weltklasseläufer ist „nur“ gut 2 Stunden lang an seiner Leistungsgrenze unterwegs! – Das heißt für mich nicht, dass die Leistung des 6-Stundenläufers höher zu bewerten ist, soll aber honorieren, dass er auch einiges leistet! Unsere Leistungsgesellschaft geht oft nur von Bestleistungen aus und setzt die einzelnen Leistungen oft nicht in die richtigen Relationen!
      Auf viele schöne Läufe! LG Manfred

  2. Uuups, lieber Manfred, dann bin ich ja noch gar keinen Marathon gelaufen 🙁

    Bei meinem ersten war ich tatsächlich nicht richtig trainiert (trotz begleitetem Marathontraining), darüberhinaus fehlte mir die Erfahrung für die richtige „Renneinteilung“. Beim zweiten kam ich durchlaufend immerhin schon bis KM 40 und beim dritten stand mir zum Durchlaufen am Wolfgangsee plötzlich ein Berg im Wege.

    Ich finde es gut, dass sich die Marathonläufe zu einem Breitensportereignis entwickelt haben. Wer als berufstätiger und mit familiären und sozialen Verpflichtungen gesegneter Mensch in seiner Freizeit auch noch das Training für einen Marathon schafft verdient Hochachtung. Wenn es dann nicht gerade für ein Höchstempo reicht oder für ein paar (Geh-)Momente mal die Luft raus ist, schmälert das in meinen Augen überhaupt nicht die Leistung. Das trifft natürlich im besonderen Maße für Menschen zu, deren meisten Altersgenossen schon mit dem Rollator unterwegs sind.

    Der letzte Absatz Deiner Antwort auf Margittas Kommentar gefällt mir ausgezeichnet. Chapeau!

    LG Volker

    1. Lieber Volker,
      vielen Dank für die anerkennenden Worte!
      Im beruflichen Alltag wird so viel von uns verlangt und wenn du dann noch versicherungstechnische Verantwortung hast …
      Da bin ich so froh und dankbar einen Sport zu betreiben, der uns soooo viele Freiheiten gibt und gewährt. Dementsprechend möchte ich auch offen, fair und voll Achtung mit den Leistungen in der großen Läufergemeinde umgehen. Wichtig ist natürlich das jeweils individuelle Training. Untrainiert sollten solche Abenteuer nicht angegangen werden, aber das kann ich ja nicht am Tempo, oder an etwaigen Gehpausen festmachen!
      Auf viele Laufabenteuer, ob im heimatlichem Revier, oder bei einer Veranstaltung.
      LG Manfred

  3. Lieber Manfred,
    oh was gebe es nur wenige echte Marathonläufer. Und die ganzen Leute, die beim Jungfraumarathon den Berg da hoch „schleichen“ !
    Ich bin ja eh noch keinen Marathon gelaufen, also zumindest keinen richtigen. Mit 3,8 km Schwimmen und 180 Km Rad vorher das zählt irgendwie nicht. Ich gehöre allerdings zu den Leuten die selbst bei einem 10er an der Wasserstation gehen. Ich bleibe nicht stehen und ich stürze mir Wasser auch nicht im Laufen runter. Ich gehe und verpflege mich stets in aller Ruhe.
    Und bewiesen ist, das das Gehen während eines Marathons die Regenerationszeit hinterher verkürzt.
    Ich würde mich also immer dafür entscheiden und dafür auf den Titel, ein echter Marathonläufer zu sein, freiwillig verzichten 😆
    Ich bin also ein bekennendes Weichei.
    Und finde es Klasse wie viele Menschen einfach aus Spaß an der Freude einen Marathon laufen. In 3, 4, 5 oder 6 Stunden. Egal.
    Liebe Grüße
    Helge

    1. Liebe Helge,
      für mich bist du eine 10-km-Läuferin, auch wenn du „selbst“ während eines 10ers gehst! Was soll der (Ehr)Geiz?
      Und wenn du dann mal einen Marathon absolvierst, würde ich die Leistung als Laufleistung honorieren, egal wieviele Gehpausen du dann gemacht hast! 🙂
      Haste denn mal einen vor?
      LG Manfred

      1. Lieber Manfred,
        ich fühle mich geehrt 🙂
        Also einen nackten Marathon (also ohne Schwimmen und radeln vorher) werd ich schon mal laufen. Aber dann wahrscheinlich mit vielen HM. Weil so ein flaches Gerenne, wo sich alle nur für die Zeit interessieren, mag ich eher nicht so.
        Der Jungfrau-Marathon würde mich reizen. Da kann ich dann nach dem Ziel auch gleich mit dem MTB wieder runterfahren 😆
        Liebe Grüße
        Helge

        1. Liebe Helge,
          nackte Marathons ist gut ausgedrückt. 🙂
          Ich war schon 25 x nackt unterwegs … ähem bei 25 nackten Marathons unterwegs, wollte ich sagen! 😛
          Von wegen „für die Zeit interessieren“ ist doch nur von dir abhängig! – Lass dir einfach keinen Druck machen. Aber hm sind schon reizvoller und den Jungfrau-Marathon bin ich auch noch nicht gelaufen. Eine Lauf-Freundin von mir ist dort schon unterwegs gewesen und hat ihn mir empfohlen. Sie will ihn auf jeden Fall noch mal laufen. In der Regel ist sie dann sogar immer in ihrer Altersklasse vorne dabei. (W70)
          Ob ich da nochmal so fit werde, dass ich mit ihr rennen kann?
          Ansonsten trabe ich hinterher, aber reizvoll ist der schon!
          Mit dem MTB wieder runter ist ne super Idee, aber wer karrt die denn hoch?
          LG Manfred

          1. Na das MTB fahr ich da hoch 😆
            Und dann mit der Bahn wieder runter.
            Und dann den Marathon hoch und dann mit dem MTB runter.
            Ich finde das klingt lustig 😉

          2. Liebe Helge,
            klingt lustig ist aber erst ein Duathlon! 😉
            Ich hätte übrigens nix dagegen, wenn mir jemand mein Rad hoch brächte. In meinem Alter 😛 muss ich mich nicht mehr beweisen. Aber in deinem Alter …
            LG Manfred

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