Der Stubaitrail war für mich ein weiteres Premierenerlebnis. 2011 war ich beim ersten Zugspitz-Ultratrail dabei. Damals hatte ich die ganz lange Distanz mitgemacht. Diesmal sollte für den Wiedereinstieg die kurze Distanz von ursprünglich gut 28 km mit gut 2500 hm reichen.

Gestern um 10.00 Uhr war Startzeit. Nach einem Foto noch vor der Pension

fuhr mich mein Gastgeber (Gästeheim Many) höchstpersönlich die 4 km nach Neustift. Der gepackte Kleiderbeutel für das Ziel war abgegeben. Ich begab mich zum Start und begegnete Paula (CH). Erst lief sie an mir vorbei, realisierte es und kam extra für eine herzliche Begrüßung zurück. 2011 schon hatte ich Paula und ihren Christian in Grainau kennengelernt. Christian hatte sich hier für die lange Distanz gemeldet!

Im Startkanal brummte es schon::

    

Es lief fetzige Musik „… put your hands up … “ und wir machten fröhlich mit.

    

 … dann sah man den Gesichtern den Vorstartzustand an und der Startschuss fiel zur Musik „Highway to hell“!

Nach neutralisiertem Start wurden wir zuerst auf relativ „leicht wellige“ Wanderwege geschickt. Teilweise waren lange Abschnitte mit nicht so arg viel Höhenmetern dabei. Es ist dennoch landschaftlich schön und interessant. Noch vor dem ersten Verpflegungspunkt gelang es mir dies zu belegen:

    

Anfangs hatte Paula einen schnelleren Schritt, später hatte ich sie überholt und war leicht vor ihr an der Verpflegung:

    

Danach aber lief jeder sein eigenes Tempo. Gestern war es mir vergönnt etwas zügiger unterwegs zu sein. – Der wellige Charakter der Strecke hatte schon in der ersten Stunde ein nicht zu hohes Tempo zugelassen: 7,7 km! Je tiefer wir ins Tal hinein liefen, desto welliger, aber auch interessanter wurde es.

    

Von der zweiten Stunde habe ich noch recht genaue Angaben. Fast 14 km hatte ich auf meiner Uhr und das trotz des Aufenthaltes an der Verpflegungsstelle.

Vorher hatte ich eine Schrecksekunde weg zu stecken. In einer ziemlich scharfen Rechtskurve, es war genau in Höhe des Schildes >15 km to go<, kam ich schief auf und es stach unter meinem Problemband (Innenband am re. Knie). Später merkte ich die Stelle zum Glück nur noch wenig, meist bei nur leicht ansteigenden Abschnitten und bei stärkerem Gefälle.

Auch aufgrund dieses Erlebnisses konzentrierte ich mich danach zunehmend mehr auf mich und die Strecke und fotografierte nicht mehr viel. Die Steigungen waren aber bis zum Ende der dritten Stunde gut lauf-, bzw. steigbar (ca. knapp 19 km bis dahin). Dann kam ich ans Ende des Tales an die Talstation der Gondel (Mutterbergalm):

    

An der Verpflegungsstelle dort sah ich Tamara Metzler (PlanB). Ich ging auf sie zu und fragte sie: „Geht es dir auch so gut wie uns?“ Tamara: „Wenn es euch gut geht, geht es mir auch gut!“

Danach ging es langsam, aber sicher ans „Eingemachte“! Schon der Anstieg nach der Mutterbergalm forderte. Die Sonne hatte uns längst verlassen. Anfangs dachten wir noch, bei einem Start um 11.00 Uhr, wäre uns die Sonne schon zu warm gewesen. Jetzt trübte es zunehmend ein. Bis zur Dresdner Hütte kam ich aber noch in recht brauchbaren Tempo voran.

    

Mit einem Ortseingangsschild wurden wir an der Hütte begrüßt. Hier war dann der Aufenthalt in der Verpflegungsstelle am längsten, denn wir waren veranstalterseits verpflichtet uns warm anzuziehen, so dass keine Haut mehr zu sehen ist. Über mein kurzes Hemd zog ich ein dünnes langes Hemd drüber. Als ich loslaufen wollte fing es prompt an zu nieseln. Also noch die Regenjacke drüber und Abmarsch! Weiter oben fotografierte ich nochmal ins Tal. Die Hütte war schon ziemlich klein geworden und ich merkte langsam die Höhe. Ab 2400 hm machte sich der Trainingsrückstand bemerkbar. Zudem hatte ich mir ein „Souvenir“ vom Dümmer mitgebracht. Erst dachte ich an eine Allergie, aber spätestens hier oben wusste ich, dass es eine leichte Erkältung ist. Die Beine wurden schwerer und das Tempo sank (gefühlt) gegen Null. Und doch konnte ich da und dort nochmal andere überholen und ich ließ mir meine gute Laune nicht verderben. Immer wieder bat ich die Streckenposten durchzuhalten. 😆

Ein breites Lachen konnte ich durch folgenden Spruch hervor rufen: „Mein Trainingsrückstand ist verdammt schrecklich schön!“

Und wenn es fast nicht weiter ging, weil manchmal das Herz raste und es sich vor mir fast zu drehen begann, nahm ich Abwechslungen gern in Kauf! Ein bisschen blödeln auf der Strecke und später im Ziel. Bild mit Schneemann und dann im kurzärmligen Lilientrikot! Letzteres wurde von Uta Albrecht (Chefin von PlanB) aufgenommen! 😆

      

Kurz bevor ich durchs Ziel lief war es neblig geworden und es fing an zu schneien. Und doch war mir in den zwei langen „Klamottenteilen“ zu warm gewesen. – Leider hatten wir Läufer der kürzeren Distanz nicht die Chance ganz hoch zur Jochdohle zu laufen. In dem Nebel wäre es aber zu gefährlich geworden und Sicherheit geht bekanntlich vor. Daher waren es bei uns dann nur noch gut 26 km mit knapp 2300 hm.

Nach 5:45 Stunden wurde ich vom Sprecher persönlich begrüßt und hatte ein weiteres Berg- und Traillaufabenteuer gemeistert.

Paula kam 15 Minuten nach mir ins Ziel. Glücklich vereint mit ihrem Christian, der für die lange Distanz von gut 62 km und über 5.000 hm 11:45 Stunden benötigt hatte,

stärkten wir uns am typisch österreichischen Kaiserschmarrn … und hoffen uns bald auf einem nächsten Trailevent wiedersehen zu können!

Nachtrag 1: Freund Stephan vom Läuferherz Darmstadt war auf der langen Distanz 10:26 Stunden unterwegs!

Nachtrag 2: In der Altersklasse der über 60jährigen kam ich mitten drin als 5. ins Ziel. Leider gab es keine offizielle Wertung, da nur 10 Läufer dieser Altersklasse ins Ziel kamen.

14 thoughts on “SUT 2017”

    1. Lieber Daniel,
      danke! Als Wiedereinstieg war es okay, quasi als Standortbestimmung. Jetzt weiß ich, was schon wieder geht und kann weiter aufbauen. Manchem Einheimischen hätte ich aber nicht erzählen dürfen, dass ich bei den 1000 km bisher in 2017 kaum Höhenmeter gemacht hatte! 😳
      Der Giuseppe Troia von Sport Hübner war stark unterwegs, aber vor allem Stephan hat ne starke Zeit hingelegt! ❗
      Nächstes Jahr mit dir!
      LG Manfred

  1. Moin Manfred!

    Herzlichen Glückwunsch zum Finish.

    Ich hoffe, dass sich Deine Erkältung nicht verschlimmert hat und es Dir gut geht, auch in Sachen Innenband.

    Krass mit dem Schnee und den langen Klamotten.

    Tolle Bilder hast Du mitgebracht. Die machen schon irgendwie Lust auf diesen Lauf.

    Darf ich Dich mal fragen: Ab KM 19, gab es da noch laufbare Abschnitte für Dich?
    Soviele Höhenmeter sind für mich überhaupt nicht einzuschätzen.

    Komm gut nach Hause und erhole Dich gut!

    LG Volker

    1. Lieber Volker,
      danke für den Glückwunsch und den Kommentar zu den Bildern! 🙂

      Eine leichte Erkältung ist noch da, hat sich aber nicht verschlimmert!

      Innenband: heute morgen hab ich es beim Treppensteigen gemerkt. Das hat sich im Laufe des Tages aber gebessert. Sonst ist alles super. Wir sind ja bergauf gelaufen, da hat man nicht solche Muskelschmerzen, wie nach Downhills! Bin halt noch angemüdet! 😆

      Lange Klamotten: so was musste alles im Rucksack haben. Jahrelange Erfahrung hilft beim „Gewicht machen“. Man weiß welche Klamotte wärmt, ohne zu viel zu wiegen. Aber du frierst doch auch nicht so schnell?!

      Wenn man es sich verdeutlicht, ist es schon krass. Für die ersten gut 18 km hab ich genauso lange gebraucht, wie für die letzten 8 km. Da wird das meiste im Gehschritt bewältigt und doch gab es immer wieder relative Flachpassagen, die laufbar waren. Meist sind es nur kurze Übergänge und nur einmal war ein etwas längerer Abschnitt dabei. Manchmal hat mich der Wechsel ins Gehen sehr stark aus der Puste gebracht, wenn ich nicht gleich das richtige Tempo gefunden habe und zu schnell in die nächste Rampe eingestiegen bin.

      Wenn du Lust auf solch einen Lauf bekommst, warum sich nicht mal in den Bergen treffen? 😆

      LG Manfred

      1. Danke für die Erläuterungen, lieber Manfred.

        Reizen würde mich so ein Lauf schon mal, zumal ich 28 km für irgendwie überlebbar halte.

        Nein, ich friere auch nicht so sonderlich schnell und lange Hosen würden mich fast schon stören, wären aber auch kein Beinbruch.

        Super, dass sich die Nachwehen in Grenzen halten!

        LG Volker

        1. Gerne, lieber Volker,
          na, dann lass uns mal planen! 😉 Nein, ohne Druck. Irgendwann können wir das Thema ja nochmal aufnehmen.

          Pflichtbekleidung hat schon seinen Sinn, wenn man mal „hängen bleibt“, hat man vielleicht keine Kraft mehr, was Warmes anzuziehen. … aber, wenn man nicht so schnell friert, kann sie schon etwas stören. Problematisch isses aber nicht! 🙂
          Die Nachwehen kann ich ja jetzt auskurieren!
          LG Manfred

  2. Lieber Manfred, du siehst richtig gut aus, bestens ausgerüstet dazu – wie auf dem ersten Foto. Ja, es ist bestimmt nicht einfach, aber du hast die Chose gemeistert, herzlichen Glückwunsch – wieder in DEINEN GELIEBTEN BERGEN ! Freue mich für dich, mit dir ! 😎

    1. Liebe Margitta,
      danke! Geteilte Freude ist ja bekanntlich doppelte Freude!
      Ja, ich hab es gemeistert und zumeist genossen! 🙂
      Viele können sich nicht vorstellen, dass man sowas genießen kann. Nach oben wird es halt richtig anstrengend, aber das gehört dazu und ich will es auch nicht anders! 😆
      Ohne gute und vollständige Ausrüstung läuft im Gebirge gar nix. Ich hab mich an Rucksäcke gewöhnt und sogar ein dünnes langes Shirt „zu viel“ dabei gehabt (~ 100 Gramm).
      LG Manfred

  3. Lieber Manfred, du hast es also echt durchgezogen, Respekt und herzlichen Glückwunsch! Für mich sind solche Aktionen (noch?) völlig unüberschaubar, deshalb fiebere ich beim Lesen immer sehr fasziniert mit. Und wenn man mal bedenkt wo du vor einem Jahr trainingsmäßig warst … das ist schon große klasse und für dich bestimmt sehr wohltuend so eine Strecke bewältigt zu haben.
    Immer weiter so, beste Grüße, Oliver

    1. Lieber Oliver,
      danke für die tollen Worte! 🙂
      Gut beobachtet, 😉 denn vor einem Jahr war ich definitiv noch nicht so weit! Schön auch, dass du so mitgefiebert hast.
      Meinen Trainingsrückstand konnte ich durch meinen starken Willen wettmachen, den man in einem solchen Wettkampf gut brauchen und einsetzen kann! 🙂 Sicherlich war es auch gut für mich, dass ich doch schon so einiges an Erfahrung mitgebracht habe.
      Hättest du denn mal Interesse an solch einem „Event“ teilzunehmen?
      Wir bleiben beide dran! 😉
      LG Manfred

  4. Lieber Manfred,
    Glückwunsch!!! Das hast du super gemacht. Und die strahlst so schön 🙂
    Die Erkältung geht hoffentlich bald und du kannst dich noch lange an diesem gelungenem Wiedereinstieg erfreuen.
    Besonders gefällt mir das Bild mit dir und dem weißen Zeitgenossen. Ich befürchte, der arme kam nicht bis ins Ziel, oder?
    Liebe Grüße
    Helge

    1. Danke, liebe Helge,
      für einen Wiedereinstieg war es genau die richtige Standortbestimmung! 🙂
      Ich befürchte auch, dass es dieser Zeitgenosse nicht geschafft hat! 😆
      LG Manfred

  5. Glückwunsch Manfred, das hätte ich nicht gedacht, nach all dem Verletzungszores der letzten Zeit. Aber das macht einem Mut noch einige interessante Läufe in M50 und M60 zu absolvieren. Ich ziehe meinen Hut bzw. meine Kappe vor dieser Leistung und so wie ich dich kenne packst du da noch einiges drauf. . . Gruß aus den westschären, michel

    1. Lieber Michel,
      vielen, vielen Dank für die netten Worte und die Anerkennung! 🙂
      Da möchte ich noch nachlegen: selbstverständlich lassen sich in den M50ern und M60ern noch einige interessante und auch TOLLE Läufe absolvieren! – Deine Kappe darfst du, musst du aber nicht ziehen, die kannste gerne auflassen! 😆
      … und das mit dem Draufpacken … ich glaube da kennst du mich schon ganz gut … 😳
      Voraussetzung ist aber eine entsprechende, weitere Gesundung und da will ich schön demütig bleiben und erst einmal mächtig dankbar sein, dass es (schon) wieder so gut geht!
      Erholt euch gut in den Westschären … da oben! 🙂
      LG Manfred

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