… zum Berlin-Marathon 2022!

Beim morgendlichen Spaziergang zum Marathon überholte ich eine Klein-Familie. Die Erwachsenen wirkten unsicher. Ohne Umschweife fragte ich: „Wollt ihr zum Marathon?“ – Sie bejahten!

Der Papa wollte seinen 1. Marathon überhaupt laufen. Mama & Sohn planten den Koffer im Hauptbahnhof einzuschließen, um dann an die Strecke zu gehen. Ich bot ihm an, ihm den kürzesten Weg zum Start-Ziel-Bereich zu zeigen! 😉

Sie drückte ihm die Startnummer in die Hand und sagte: „Geh ruhig mit, wir haben ja Handys, um uns noch kurzzuschließen!“ – Dann aber blieben sie doch zusammen. Kein Problem, ich marschierte alleine weiter.

Das ist doch ein schönes Zeichen für deren Familienzusammenhalt! Vielleicht war der Papa ja auch mit seiner Nervosität besser bei seiner Familie aufgehoben! 🙂


English? – für alle zu verstehen!

Während des Laufs überholte ich nicht nur den König mit rotem Umhang und goldener Kugel in der Hand, sondern auch viele dick verkleidete Läufer; das Sebamed-Männchen diesmal aber nicht. Ich war wie immer darüber verwundert, wie man sich bei einem solch fordernden Sportereignis so einmummeln kann!

… und dann laufe ich zu Mehmet auf, dem Baumstammträger. Ich verlangsame und sage zu ihm: „Ich könnte nicht einen Kilometer diesen Baumstamm tragen!“ – Er antwortete (in etwa so): „Für mich seid ihr die Helden! Du bist doch nicht mehr der Jüngste und ziehst hier das Ding durch!“ – Während sich ein kurzer Smalltalk anschloss, musste er zwei- oder dreimal den Baumstamm von links nach rechts und wieder zurücklegen. – Dann lief ich schneller weiter und hörte ihn noch ein paar kurze Sätze mit Zuschauern austauschen.

Ich fand es toll, dass einer, trotz ordentlicher Last, fröhlich und positiv unterwegs sein kann!

Später, nach dem Duschen, wollte ich meine Haare etwas sortieren. 😉 Kein Auto in der Nähe, in dessen Fenster ich mich spiegeln, also sehen konnte. Da stand mir ein Polizeiauto im Wege! 😛 Das Fenster fahrerseits war offen, ich ging hin: „Darf ich den Außenspiegel gerade mal zum Haare kämmen nutzen?“


sowas sollte doch reichen, oder? 😆

Der Polizist auf dem Fahrersitz: „Aber nur, weil Sie so nett gefragt haben!“ Ich bedankte mich und sortierte meine Haare. Danach: „Hattet ihr heute viel zu tun?“ – Er: „So, wie ich jetzt hier sitze, verlief bisher mein Tag!“„Na, dann wünsche ich, das es dabei bleibt! Schönen Tag noch!“„Na, ebenso!“

So geht es doch auch zwischen Bürgern und Polizei, als deinem Freund und Helfer! 😉

Nach unserer ‚Familienzusammenführung‘ 😆 nahmen wir die U-Bahn. Unserer Tochter und mir wurde ein Sitzplatz angeboten. Beide hatten wir je ein Kind auf dem Schoss und saßen uns am Gang gegenüber. An der Fensterseite war je eine Marathonläuferin neben uns, dem Erscheinungsbild nach wohl Schwester. Wir kamen ins Plaudern, da sagte eine von ihnen: „Ist doch schön, wenn man einen so fitten Papa hat!“ – Die Mama korrigierte: „Opa. Es ist mein Papa, insofern stimmts!“ – Entschuldigend wurde eingelenkt!

Hatte ich mich nicht genug angestrengt? 😛 – Aber toll, wenn man als jung & rüstig eingeschätzt wird! 😆

… und dann war da noch der Weltrekord von Eliud Kipchoge, von dem ich schon unterwegs vernommen hatte. Zuhause reizte es mich mal zu recherchieren wie viele Weltrekorde ich als aktiver Teilnehmer in Berlin miterlebt habe. Meine Ersteinschätzung: es dürften mind. 4 Weltrekorde gewesen sein. Runner’s World listet sie sehr schön in einem übersichtlichen Artikel von 22.06.2019 auf: 1977, 1998, 1999, 2001, 2003, 2007, 2008, 2011, 2013, 2014, 2018! Jetzt kommt der von 2022 noch dazu! – Es waren somit 4 WRs bei meinen Teilnahmen!

2007, 2011, 2018 und 2022 war ich bei den Rekorden von Haile Gebrselassie, Patrick Makau und 2 x Eliud Kipchoge dabei! – – – Interessant, es waren meine letzten 4 Teilnahmen in Berlin!

Bin ich als alternder Läufer ein Glücksbringer für die Spitzenläufer? 😛

10 thoughts on “Randbemerkungen”

  1. Lieber Manfred
    So viele Weltrekorde in Berlin!?! Das wusste ich gar nicht.
    Die Strecke ist wirklich sehr einfach zu laufen (zumindest kann ich das von den ersten 30k behaupten). Zürich hat auch eine sehr flache Marathonstrecke, aber mit vielen kleinen Kurven in der Innenstadt. Das verlangsamt natürlich die Route für die Elite.
    Ich hoffe sehr, dass du nächstes Jahr wieder mitmachst, Und Kipchoge auch… da können wir den Beweis erbringen, dass du definitiv der Spitze Glück bringst!

    Wieso trug der Mehmet eigentlich ein Baumstamm herum? Hatte er eine Botschaft oder war das einfach als Spass? So oder so eine krasse Leistung von ihm!

    Liebe Grüsse aus dem abendlichen Cape Town!

    1. Liebe Catrina,

      trotz der Reisestrapazen so zeitnah eine Rückmeldung von dir! Vielen, vielen Dank!

      Ich hätte es auch nicht auf 12 geschätzt. Der erste, 1977, war von Christa Vahlensieck sogar noch im Grunewald, im gleichnamigen Stadtteil. 👏 Sie war ja so etwas wie eine Pionierin des Marathonlaufs!

      Über 2023 mache ich mir jetzt noch keine Gedanken, zumal ich ja bis Ende April wieder Zeit haben sollte. – Da Eliud noch was vor hat (sub 2 Std.), könnte es gut sein, dass er wiederkommt. Er ist ja auch der Meinung, dass man gerade in Berlin schnell laufen kann, hat ja auch auf höhere Prämien verzichtet!

      … hätte ich Mehmet einfach mal fragen sollen, da ich ja mit ihm im Gespräch war. Im Interview mit dem Tagesspiegel hat er es allerdings angedeutet. Er hätte als ehemaliger Kickboxer eine neue Herausforderung gesucht und ist seit 2011 auf Marathonstrecken mit seinem Baumstamm unterwegs. Berlin war aber Premiere! Ja, voll krass!

      Lebt euch gut ein in eurer 2. Heimat. Ich freue mich schon auf deine Berichte!

      Aus dem nächtlichen Darmstadt, auch an Kai liebe Grüße Manfred

  2. Lieber Manfred,
    die vielen verkleideten LäuferInnen finde ich auch immer unterhaltsam. Besonders beim Wingsforlife-Run in München sind mir unheimlich viele aufgefallen.
    Wer nicht nach einem Weltrekord strebt, kann so einen ganz persönlichen Akzent setzen. 😀

    1. Liebe Doris,

      auf jeden Fall sind die Verkleideten sehr unterhaltsam … und oft auch sehr lustig und locker drauf! – Ich hab es nur aus meiner Sicht mal kommentiert, dass die dicken Verkleidungen mächtig schweißtreibend sind. Wenn es einigermaßen atmungsaktiv wäre, könnte ich mir vorstellen auch mal sowas zu machen! 😆

      Akzent setzen, sich aus der Masse herausheben, das ist durchaus nachvollziehbar!

      Liebe Grüße Manfred

  3. Ganz sicher bist du ein Glücksbringer für die Weltrekorde, wer von uns würde nur eine Sekunde daran zweifeln ??? 🙃

    Dann musst du tatsächlich im nächsten Jahr wieder starten, du wirst doch nicht daran Schuld sein wollen, dass in 23 kein neuer Weltrekord gelaufen werden kann – oder ?? 🙃

    Wie auch immer, Berlin – eine Reise wert – auch für den Marathon, ich hatte das Glück, 1990 dort laufen zu können mit Bestzeit und durchs Brandenburger Tor – das erste Mal in den Osten – Gänsehautfeeling, Tränen in den Augen – und das nicht nur bei mir !!

    Aber jetzt hast du ja noch ein ganzes Jahr Zeit fürs Training – auf geht’s !!

    Sonnige Ostseegrüße von ganz oben……………

    1. Liebe Margitta,

      danke für die Rückmeldung!

      Uups 😳 nicht doch dieses Jahr schon Druck aufbauen … 😛

      Auf gar keinen Fall will ICH dran Schuld sein, dass es in 2023 keinen Weltrekord gibt. Allerdings könnte ich auch damit leben, wenn ich teilnähme und es gäbe keinen WR! 😉

      1990 ein besonderes Highlight, schön dass du dabei sein konntest! 🙂

      Steige gerade ganz langsam wieder ein und guck mal was der Winter bringt!

      Liebe Grüße an die See
      Manfred

  4. Tja, lieber Manfred, damit ist Dein Schicksal besiegelt und Du mußt auf immer und ewig in Berlin Marathon laufen um immer wieder Weltrekorde purzeln zu lassen 😀
    Vielleicht komme ich ja nochmal auf einem von ihnen mit.

    Schöne Randbemerkungen, mir gefallen die Schilderungen des „Nebenher“

    Liebe Grüße
    Volker

    1. Lieber Volker,

      da hab dich etwas warten lassen, sorry, war viel los bei uns!

      Danke dir für die Rückmeldung! Ich hätte wohl gleich einiges festhalten sollen, da wäre wahrscheinlich noch mehr hängen geblieben, oder ich hätte auf solche Dinge mehr achten sollen! 😉

      Aaach lass mal, die Jungs da vorne brauchen auch mal ne Verschnaufpause und wenn ich nicht dabei bin, wird halt mal kein WR erzielt! 😛 … aber wehe, sie schaffen es nicht, wenn ich mich dann wieder dazu aufraffe! 😆

      Liebe Grüße Manfred

  5. Lieber Manfred,
    ja, bei einem Lauf dabei zu sein, bei dem ein Weltrekord erzielt wird, ist ein tolles Gefühl!
    Verkleidete Läufer finde ich auch immer interessant. Aber in Berlin fielen mir bisher jedesmal besonders Läufer auf, die mit Rückenschildern kenntlich machen, dass sie für jemanden laufen: Für verstorbene nahe Angehörige oder Freunde oder für andere Menschen, die selbst nicht (mehr) laufen können. Das finde ich jedesmal sehr anrührend und reizt mich zu ein paar freundlichen Worten denjenigen gegenüber. Aber da ich nicht weiß, wie sehr sie z. B. an einem Verlust leiden, lasse ich es lieber.
    Deine Tasse erinnert mich an eine Frage von Chris. Ihm war aufgefallen, dass da doch einige Läufer so etwas UNICEF-artiges auf dem Rücken hätten, ob die dafür laufen…? Ich konnte es ihm dann erklären. 😉
    Liebe Grüße
    Elke

    1. Liebe Elke,

      ja, doch, solch ein WR peppt irgendwie den eigenen Lauf auf … oder so ähnlich! 😉 Wir hatten ja insofern nichts davon, als wir ‚die da vorne‘ nicht haben laufen sehen … und doch waren wir dabei! 😆

      Die Verkleidungen sind oft sehr kreativ! Für mich wäre es durchaus mal denkenswert, mich zu verkleiden, in einem atmungsaktiven Rahmen, also nicht zuuu schweißtreibend und zuuu warm. Diese empathischen, oder z. T. auch traurigen Botschaften sind für mich manchmal nicht zu lesen, da ich dann erst eine Brille aufsetzen müsste. Das was ich mitbekam, hat mich dann schon angesprochen. Dort laufe ich dann auch eher anerkennend, oder schweigend vorbei. Sonst gebe ich ja eher flappsige, oder lustige Kommentare von mir, weil ich den Lauf genieße und dann meiner guten Laune Ausdruck verleihen möchte!

      Danke, dass du es dem Chris erklärt hast! 🙂

      Liebe Grüße Manfred

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3. Januar 2022 12 Comments

Zumindest wirkte es wie ein Widerspruch! 😳 Donnerstag (30.12.2021) war ich 13 km mit 88 hm in einem 6:36er-Schnitt gelaufen, also nicht gerade schnell. Es ging gut und hatte Spaß gemacht! 🙂 Freitag

hangtime

30. November 2022 12 Comments

… also, nicht wie bei Michael Jordan, bei dem man den Eindruck hatte, er könne die Schwerkraft überlisten. Die Nr. 23 (Chicago Bulls) gilt als einer der besten Basketballer aller Zeiten. Bei Sprungwurf-,

MegaMarsch Sylt

3. November 2022 8 Comments

Verrückte Sachen habe ich gemacht, aber 100 km bin ich noch nicht marschiert. Nicht jeder gute Ultra-Läufer ist bereit sich auf das ’niedrigere Tempo‘ eines Marsches einzulassen. Manche empfinden es sogar als anstrengender.