Immer wieder hört man, dass es gut sei abzutrainieren, manche halten es gar für unabdingbar.- Differenziert wird wenig … erstaunlicherweise!

Vorweg sei noch erwähnt, dass ich mir hier nicht anmaße auf dem absolut neuesten Stand wissenschaftlicher Forschung zu sein. Aber es macht auf mich den Eindruck, dass sich bezüglich meines Wissenstandes gar nicht sonderlich viel getan hat.

Bei einem Fachvortrag in einem Ruderleistungszentrum hielt Dr. Froböse fest:
Es ist wissenschaftlich zwar nicht belegt, dass ein Sportlerherz abtrainiert werden muss …“, aber er riet vom abrupten Abbruch des Trainings ab. Der Artikel ist vom 25.06.2019.

Wichtig ist für mich zu hinterfragen, wie es für ambitionierte Hobbysportler, oder Alltagsläufer nach dem intensiv betriebenen Sport weiter gehen kann, bzw. soll.

Zur Klärung möchte ich noch ein paar Takte zum Sportlerherz festhalten:
Es ist lange her, dass vorm Ausbilden eines Sportlerherzens gewarnt wurde. Heute versteht man unter einem Sportlerherz eines, das sich an höhere Belastungen anpasst, aber im physiologisch positiven Sinne. In 1. Linie wird an Ausdauersportler gedacht. Manche Überlegungen schließen bestimmte Belastungen von Kraftsportlern mit ein. Das lasse ich hier außen vor.

Damit ein Ausdauersportler ein Sportlerherz ausbildet, muss er aber hohe bis höchste Belastungen eingehen. Dr. Froböse geht von mind. 12 Std. pro Woche im Höchstleistungsbereich aus. Es muss über Monate, evtl. über Jahre belastet werden. Ein solch angepasstes Herz kann ähnliche Symptome wie z. B. bei einer unphysiologischen  Herzmuskelverdickung aufweisen.

Dank an Pixabay

Letztere sind aber krankhafte Veränderungen der Kammermuskulatur, die nicht durch Sport hervorgerufen werden, sondern z. B. durch Hypertonie, Arteriosklerose oder evtl. auch durch einen Klappenfehler. Das zu ergründen ist dann Sache eines Kardiologen.

Für einen ambitionierten Hobbysportler, oder Alltagsläufer heißt das aber, dass es bei ihm gar nicht zur Ausbildung eines Sportlerherzens kommt. Anpassungserscheinungen gibt es auch, die aber allesamt als wünschenswert und positiv angesehen werden können!

Ein Abtrainieren im eigentlichen Sinne ist für einen ambitionierten Langstreckenläufer somit nicht von Belang. – Allerdings wird ein Aspekt in der Regel vernachlässigt, oft wird er auch im Hochleistungssport nicht wirklich thematisiert, das ist der psychische Aspekt.

Wenn ich jahrelang, manchmal jahrzehntelang an eine Sache gewöhnt bin, sie liebgewonnen habe, dann fällt es mir schwer davon zu lassen. Manche haben Probleme diese liebgewonnene Sache auch nur zu reduzieren, eine psychologische Betreuung wäre manchmal ratsam.

Wie sieht das nun für mich aus, der ich nicht mehr laufen kann?

Soll ich trübsinnig, ausgelaugt oder kraftlos in die Zukunft blicken?

Nö, aber abtrainieren brauche ich auch nicht. Zum einen, wie oben schon ausgeführt, ist es nicht vonnöten; das Herz passt sich ja auch einer geringeren Belastung an. Es braucht sich auch keiner Gedanken zu machen, ich bin seit 2020 immer ruhiger unterwegs, vor allem aufs Tempo, also auf die Intensität bezogen. … und der Seele geht’s gut, auch ohne Lauferei! 🙂

So wird in Zukunft geradelt, spazieren gegangen oder gewandert. Für die Fitness wird gesorgt, auch gibt es genügend andere Beschäftigungen. Für mich gibt es also keinen Grund eine psychlogische Beratung aufzusuchen! 😆

10 thoughts on “abtrainieren?”

  1. Kann mir sehr gut vorstellen, dass man über solche Dinge nachdenkt, wenn man eine Sportart über Jahre hinweg ausgeführt hat. Habe zwar keine Ahnung, denke aber, dass es für uns Freizeitsportler, wenn auch über viele Jahre, kein Abtrainieren notwendig ist, aber – wie gesagt – ich weiß es nicht.

    Prof. Dr. Froböse weiß da sicherlich mehr, so kann ich mir gut vorstellen, dass Leistungssportler ein Abtrainieren wohl unbedingt in ihr “ letztes “ Programm aufnehmen sollten, das kann ich sehr gut nachvollziehen, wenn man über Jahre hinweg nur auf Leistung trainiert hat.

    Das aber trifft wohl weder auf dich, noch auf mich zu, denke ich mal, würde mich aber schon interessieren, inwieweit das zutrifft oder nicht !

    ABER du hörst ja nicht auf mit dem Sport, du bewegst dich weiterhin, nur dass du nicht mehr läufst. Insofern denke ich müssen wir uns keine Gedanken machen !!

    Und eine psychologische Beratung kannst du dir auch sparen !

    Genieße dein Leben in vollen Zügen, ich bin sicher, das gelingt dir auch so !

    Liebe Grüße von der dunklen See

    1. Liebe Margitta,

      beim Abtrainieren geht es ja darum, dass die physiologischen Anpassungen, die über Jahre aufgebaut wurden, wieder langsam abgebaut werden. Bei Freizeitsportlern, die nur recht wenig gemacht haben, also z. B. bis zu 3 x pro Woche gering bis mittelmäßig belastet haben, ist das eh nicht so relevant. Bei ihnen sind auch nur relativ geringe Anpassungen passiert.

      Allerdings wurde das Abtrainieren vielfach auch für Sportler empfohlen, die z. B. so umfangreich wie wir beide gelaufen sind. Solche durchaus ambitionierten Ausdauersportler hatte ich im Kopf, als ich den Beitrag geschrieben habe. Für ein solches Abtrainieren würde es dann nicht ausreichen nur ein bisschen Ausgleichssport zu betreiben. Das würde einem abrupten Abbruch entsprechen. – In diese Richtung geht die Denkweise derjenigen, die ein Abtrainieren auch für ambitionierte Ausdauersportler für nötig halten und teilweise sogar Angst davor haben, wenn man sich nicht daran hält.

      Letztere Denkweise wollte ich hinterfragen. Laut Dr. Froböse ist es wissenschaftlich ja nicht mal erwiesen, dass es für Leistungssportler aus physiologischer Sicht nötig ist, auch wenn sie auf höchster Ebene Leistung erbracht haben.

      Vielleicht ist es mir nicht so gelungen das deutlich zu machen?

      Aus zweierlei Sicht ist es aber empfehlenswert langsam ‚runterzufahren‘:
      1. es ist gut für die Psyche … und
      2. es ist wertvoll für die Gesundheit!

      Auf mich bezogen, ist das was ich momentan machen kann eigentlich zu wenig, oder zumindest sehr wenig. Durch die kleine Haut-OP, mein lädiertes Knie und die eine oder andere Erkältung habe ich noch nicht wirklich einen Rhythmus gefunden. Das unterstützt zwar nicht gerade meine Widerstandsfähigkeit gegen solche Erkältungserreger, tut meinem emotionalen Empfinden aber keinen Abbruch.

      Mir geht es gut und ich bin guter Dinge, dass sich ein vernünftiger Rhythmus bzgl. sportlicher Aktivitäten einstellen wird. Bis dahin komme ich auch gut mit dem Zurück- und Rausdenken, sowie mancher Träumereien 😛 zurecht! 😉

      Also, wenn es für die eine oder andere leistungssportliche Seele gut ist sehr langsam auszuschleichen, komme ich selbst sehr gut mit einem relativ abruptem Abbruch zurecht!

      In diesem Sinne
      Liebe Grüße Manfred

  2. Lieber Manfred,

    Von einem „abrupten Abbruch des Trainings“ kann bei dir sowieso keine Rede sein, würde ich mal behaupten. Insofern tatsächlich von der physischen Warte keine Probleme zu erwarten.
    Was die Psyche angeht … ist das ohnehin die anspruchsvollere Nummer, sich damit abzufinden und vor allem zu akzeptieren, dass das Alter Einschränkungen mit sich bringt und die Kurve – wenn auch mit gelegentlichen kleinen Aufwärtsbögen – letztlich nach unten abflacht.

    So isses nunmal. Beim einen früher, beim anderen später. Aber unausweichlich. Zumindest, wenn man wirklich alt werden will.

    1. Liebe Lizzy,

      auf dem Hintergrund, dass Abtrainieren nötig wäre, kann man das, was ich momentan machen kann, schon als abrupten Abbruch bezeichnen. Aber gerade diese Denkweise habe ich hinterfragen wollen.

      Ich gehe mit dir mit, dass die psychische Seite die anspruchsvollere Nummer ist. Zum Glück ficht es mich (noch) nicht an, auch wenn ich mir ein Ausschleichen gewünscht hätte, in dem Sinne, dass ich das eine Abenteuer oder den anderen Erlebnislauf noch hätte erleben wollen.

      Ja, du hast recht, so isses nun mal und ich komme gut zurecht!

      Vielleicht können die Überlegungen in meinem Beitrag auch die eine oder den anderen unterstützen, wenn ähnliches auf sie zukommt. Es macht körperlich nichts aus weniger aktiv zu sein! Für die psychische Seite lassen sich Lösungen finden, auch wenn man nicht so gut damit zurecht kommt, wie es für mich möglich ist.

      Alt werden will ich, vielleicht sogar so alt wie mein Vater, die Einstellung sollte stimmen, allerdings liegt das an so vielen Faktoren, die wir nicht in der Hand haben! 😀

      In diesem Sinne
      liebe Grüße Manfred

  3. Lieber Manfred,
    vom abtrainieren habe ich schon gehört, habe das aber (vielleicht falsch) immer nur mit einer verletzungsbedingten Vollbremsung von 100 auf 0 bei Leistungssportlern in Verbindung gebracht. Soviel zur körperlichen Komponente.
    Das abtrainieren im psychischen Zusammenhang, hätte ich persönlich eher als Trauerarbeit bezeichnet. Es ist schon nicht so einfach, wenn man sich von einer liebgewonnenen Beschäftigung verabschiedet (-n muss). Sicher ist es einfacher, wenn man – so wie du – breiter aufgestellt ist, in seinen Interessen und Hobbies, weil dann nicht „alles schöne“ wegfällt, sondern „nur“ ein Aspekt, ein Teil. Trotzdem dauert es sicher eine Weile, bis man sich an die neue Situation gewöhnt und die entstandenen Lücken gefüllt hat. Vielleicht ist es da sogar hilfreich, dass du in den letzten Jahren schon deine Laufumfänge nach und nach reduziert hast?
    Und falls du doch mal psychologische Beratung möchtest, der Bloggerstammtisch steht bereit! 😉

    1. Liebe Doris,

      für Leistungssportler, die aus Altersgründen oder verletzungsbedingt nicht mehr ihren Sport in alter Intensität betreiben können, wird es immer empfohlen. Allerdings ist es gerade für letztere besonders ’schlimm‘, wenn sie nicht nur mit Verletzungen zu tun haben, sondern ihr Bewegungsapparat gravierend geschädigt ist. Doch passt sich der Körper ja wieder an. Wie gesagt, wissenschaftlich kann es (noch) nicht belegt werden, dass es für die Physis nötig wäre.

      In psychischer Hinsicht damit zurechtzukommen ist durchaus mit Trauerarbeit zu vergleichen. Auch deine weiteren daran angeschlossenen Überlegungen kann ich unterschreiben. Es wird bestimmt ne Weile dauern bis man sich daran gewöhnt hat, sich nicht mehr die Laufschuhe anzuziehen, sich anders zu beschäftigen. Bestimmt hilft es mir, dass ich vielseitig aufgestellt bin, vielleicht komme ich auch gerade deshalb aus psychischer Sicht so gut mit meiner Situation zurecht!

      Danke für die Zusicherung, dass der Bloggerstammtisch bereit steht! 😉

      Liebe Grüße Manfred

  4. Lieber Manfred,

    Doris hat genau das geschrieben, was ich auch sagen wollte – nur hat sie es viel treffender und schöner formuliert. 😊

    Gestern war ich auf der Jubiläumsparty unseres Laufclubs hier in Cape Town. Der Club feierte seinen 45. Geburtstag (also noch nicht wirklich alt). Besonders spannend war, dass einige der Gründungsmitglieder von damals anwesend waren. Diese Männer, heute in ihren 70ern und 80ern, sind unzählige Male den Two Oceans und den Comrades gelaufen. Sie sahen auf ihren Fotos von damals richtig gut aus.
    Einerseits war es beeindruckend. Andererseits war es auch ein bisschen traurig: Viele von ihnen haben sich im Alter etwas gehen lassen und wirken heute gar nicht mehr wie die Läufer, die sie früher waren.

    Aber das wird dir nicht passieren! Du bist so aktiv und vielseitig unterwegs, dass du bestimmt auch ohne Lauferei fit und vital bleibst.

    Liebe Grüsse aus dem dunklen Cape Town!

    1. Liebe Catrina,

      du hättest es bestimmt auch so schön ausdrücken können! 😉

      Ich hoffe, dass die Party schön war, mit netten Begegnungen und Gesprächen! Alte Haudegen zu sehen, die nicht mehr so gut drauf sind, war dann sicherlich ein weniger schöner Aspekt. Schade ist es schon, wenn man sich im Alter gehen lässt. Das habe ich nicht vor! Allerdings weiß man bei den älteren Läufern auch nicht, was sie für eine Lebensgeschichte haben. Wenn sie neben der Lauferei sehr viel Kraft lassen mussten, viel schuften mussten, 🤷🏻‍♂️ haben sie jetzt im Alter vielleicht nicht mehr die (Widerstands)Kraft???

      Ich versuche mein bestes, um möglichst (einigermaßen) fit alt zu werden. … und sollte ich mal Unterstützung brauchen, nehme ich Doris beim Wort und wende mich an euch! 😜

      Aus dem Dunklen 😉
      liebe Grüße Manfred

  5. Lieber Manfred,

    ich wäre jetzt auch nicht unbedingt auf die Idee gekommen, dass du aus körperlichen Gründen abtrainieren müsstest. Zumal ja dein Pensum sich in den letzten Monaten schon aus anderen Gründen immer weiter reduziert hat.
    Und die Psyche? Da bezweifele ich, dass es der besser ginge, wenn man nur deswegen langsam runterfährt. Könnte das nicht bei enthusiastischen Lauffreunden den Verlust-Frust noch erhöhen? Daher würde ich mir in dieser Hinsicht keinen Kopf machen. Mach anderen Sport, der dir gefällt, das lenkt vielleicht mehr ab, ab sich läuferisch abzumühen für die Psyche.
    Du kennst dich selber am besten und weißt, was dir guttut, und was nicht. Das, finde ich, sollte deine Richtschnur sein. Dass du unfit wirst und rosten würdest, da mache ich mir keine Sorgen bei dir!

    Liebe Grüße
    Elke

    1. Liebe Elke,

      danke für die Rückmeldung! 😀

      Genau, das Pensum war schon das ganze Jahr nicht mehr so dolle! So genieße ich auch den ‚anderen‘ Sport, was auch immer es ist oder sein wird.

      Der Psyche geht’s gut, von daher halte ich mich an dich und mache mir keinen Kopf! Mein Dasein 😉 kann ich genießen, ob in heimatlichen oder anderen Regionen!

      Unfit nicht, aber ich wäre gerne noch etwas fitter! Vielleicht lässt sich da noch etwas drehen! 😆

      Liebe Grüße Manfred

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