Der Künstler Yadegar Asisi ist wahrscheinlich weniger bekannt. Alleine sein Leben und Werdegang sind interessant, ist er doch auf der Flucht seiner Mutter aus Persien in Wien geboren worden. Sein Vater war als kommunistischer Offizier vom Schah hingerichtet worden! Er wuchs dann in der DDR auf und zog später nach West-Berlin, wo er in Kreuzberg nahe der Mauer wohnte. Sein Bezirk, den er bis heute wohl nicht verließ!

Irgendwann stellte er sich die Frage, wie man mit dem täglichen Blick auf die Mauer leben konnte, ohne es groß zu hinterfragen! Solche Fragen ließen ihn mit seinen Werken beginnen!

Da uns beide viel mit Berlin verbindet, mussten wir das Asisi-Panorama unbedingt sehen.

Nach einem guten Frühstück im Hotel zogen wir los: 😆

Frühstücksbuffet in ‚Turmform‘

Start mit einem Müsli

gefolgt von 2 Brötchen

Am U-Bhf Kochstraße entstiegen wir dem Kellerexpress und pilgerten die Friedrichstraße nach Norden Richtung Nummer 205, wo der Gasometer mit der Installation steht!

Wir passierten automatisch den Checkpoint Charlie, den 3. alliierten Kontrollpunkt, den die US-Amis nutzten und nach dem 3. Buchstaben des internationalen Buchstabieralphabets benannten (nach Alpha und Bravo). Wie oft haben wir dort die damals öde Umgebung bestaunt!

Kurz drauf kamen wir zur Stahlrotunde, so im Prospekt benannt, einen 18 m hohen ‚Bau‘ mit 32 m Durchmesser. Wir zahlten den Eintritt von 11 € und wurden von einem Halbdunkel erfasst.

Auf der li. Seite sind viele Bilder und erklärende Texte angebracht, auf kl. Monitoren werden Kurzfilme gezeigt und auf einem großen Bildschirm sieht man einen Pantomimen, einen eingekerkerten Menschen spielend, der später den Ausstieg aus seinem Gefängnis findet!

eine Aufnahme vom 10.11.1989

2 Bilder, die ein Werk von Y. Asisi zeigen, machten mich neugierig. Auf dem oberen ist er zu sehen, wie er eine Kirche auf die Mauer ‚malt‘! Unten ist sein ‚Gemälde‘ fertig. Die Brücke im Vordergrund und ein oberer Teil des Kirchenturms (St. Michael) sind real, alles hinter der Brücke und unter der Turmspitze ist gemalt. Hat man damals im richtigen Abstand zur Brücke gestanden, konnte man denken, dass dort keine Mauer stünde, sondern ein direkter Durchgang zur Kirche möglich sei! – Wer genau hinschaut, sieht den oberen Mauerrand.

Der Gasometer ist durch eine Wand in 2 Hälften geteilt. Um in den re. Teil zu gelangen, geht man durch eine große Tür unter einem 4 m hohen Aussichtspodest durch, das man durch 2 Außentreppen erklimmen kann. Von oben empfiehlt es sich sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Auf der riesigen Bildfläche (15 m hoch, 60 m breit) wird das Leben an und mit der Mauer an einem fiktiven Herbsttag in den 80er Jahren im Maßstab 1:1 dargestellt.

Da es nicht erlaubt war ein Panoramabild zu machen, hier 4 Ausschnitte des auf die Fläche bedruckten Bildes, von links nach rechts fotografiert:

  • Bild 1 (li. Seitenansicht) zeigt die Sebastianstraße, in der auch ein Fluchttunnel gegraben worden war. Hinten ist der Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße zu sehen.
  • Auf Bild 2 ist eine Aussichtsplattform zu sehen; re. davon eine Wagenburg mit Streichelzoo und im Hintergrund (re. außen) die Kirche, die Y. Asisi auf die Mauer gebannt hatte.
  • Bild 3 (Schwenk nach re.) zeigt die Wagenburg mit Streichelzoo und ein besetztes Haus, Mitte li. ist wieder die Kirche zu sehen und re. hinter dem Haus die Brücke, hinter der Y. Asisi sein Gemälde auf die Mauer aufbrachte.
  • Auf dem 4. Bild blickt man in die Dresdner Straße, hinten liegt der Oranienplatz an dem man vorbei zum ‚Kotti‘ käme; re. neben der Telefonzelle eine Berliner Eckkneipe.

Steht man dann unten etwas näher an der Projektionsfläche, könnte man meinen, die Personen dort seien lebende Personen, die dem Künstler an der Mauer zuschauen.

Hier noch ein Bild, das vielleicht etwas zur Veranschaulichung der Lage beiträgt?!?

Auch nach dem Besuch des Asisi-Panoramas gönnten wir uns einen Cappuccino und ein Stückchen Kuchen, gab es doch diesmal eine Menge ’nachzuverdauen‘, zumal wir uns so einiges aus unserem damaligen Erleben zu erzählen hatten!

Abschließend ein kleiner Tipp: Es ist eine beeindruckende Installation, die beim nächsten Berlintrip unbedingt besucht werden sollte! 😉

6 thoughts on “Asisi Panorama”

  1. Schon wieder als Belohnung Kuchen und Cappuccino, wo soll das nur hinführen ?? 😉 Aber es scheint, ihr hattet es euch verdient !

    Habe gleich mal gegoogelt nach Asisi – war mir nicht bekannt – interessant seine Geschichte.

    Die Bilder erinnern mich an damals, als die Mauer fiel, das sind Eindrücke, die wir wohl nie vergessen, wir saßen vor dem Fernseher und konnten es kaum fassen – nun sind schon wieder so viele Jahre vergangen !

    Interessante Reise in die Vergangenheit – zwingt zum Nachdenken !

    Heiße Grüße von ganz oben

    1. Liebe Margitta,

      ach, ich gönn mir sogar jeden Tag morgens einen Espresso und nachmittags nen Cappuccino! Man gönnt sich ja sonst nix! 😆

      Ja, er ist ein interessanter Mann, der dem Besucher durch einen biographischen Kurzfilm in einem Nebenraum nochmal etwas näher gebracht wird.

      … und mit dieser Mauer haben Berliner, haben wir jahrelang gelebt. Natürlich hat man sich daran gewöhnt, hat man es im Alltag nicht so gemerkt, man hat es nicht so thematisiert, aber man ist immer wieder mal drauf gestoßen (worden).

      Schon recht lange her, aber es sollte uns nie aus dem Gedächtnis verloren gehen. Auch wenn es heißt: Die Geschichte lehrt uns, dass wir aus der Geschichte nichts lernen! 🙈 Es wäre nur allzu schön, wenn es doch mal klappen würde, klappen könnte! 😉

      Heiße Grüße zurück, Manfred

  2. Lieber Manfred

    Danke für den Tipp für den nächsten Berlin-Trip!
    Alles, was mit der Mauer zu tun hat ist gleichzeitig faszinierend und auch abschreckend. Und stimmt sehr nachdenklich. Und das Ganze ist gar nicht lange her!

    Die EUR 11 Eintritt haben sich sehr gelohnt, danke für die Bilder.

    Und natürlich ein besonderes Dankeschön für das Kuchenbild. Irgendetwas Zitroniges?

    Liebe Grüsse aus dem sonnigen Zürich!

    1. Liebe Catrina,

      immer wieder gerne!

      Bestimmte Sachen sind uns in Berlin immer wieder Pflicht. Daraus erwachsen dann fast wie von selbst auch Tipps oder Ideen für andere, sofern sie sich animieren lassen! 😉

      Dieses monströse Etwas, diese Mauer war schon ein schräges Ding. Zum Glück war sie keine Einrichtung auf Ewig! Die Erinnerung sollte uns erhalten bleiben und Y. Asisis Panorama ist dann sowas wie ein Mahnmal! Dafür waren die 11 € mehr als gut investiert, gar nicht mal hoch und längst nicht zu viel!!!

      Hab ja nicht immer dran gedacht, aber diesmal … es war ein Schmandkuchen.

      Aus Eberstadt bei Sonne pur und ~ 30°
      liebe Grüße Manfred

  3. Lieber Manfred,
    spannender Künstler, tolle Werke! Ich liebe solche Schöpfungen der etwas anderen Art und die technische Umsetzung scheint nach deinen Bildern super gemacht! Das wäre ein Anlaufpunkt für demnächst. Danke fürs Zeigen!
    Panoramen gibt es ja schon sehr lange und mit vielen Themen. Das älteste erhaltene ist in Thun/Schweiz zu besichtigen, dort wo ich öfter bin: https://de.wikipedia.org/wiki/Thun-Panorama Auch wenn es sehr viel älter ist, die gezeigten Gebäude haben sich so gut wie nicht verändert, nur drum herum ist die Stadt gewachsen.
    Liebe Grüße
    Elke

    1. Liebe Elke,

      gerne! – Ich fand ihn mitsamt seiner Lebensgeschichte und seine Werke auch sehr spannend! 🙂 Toll ist es, wenn man die Fähigkiten hat, seine Gedanken und das, was einen umtreibt, so umsetzen, zeigbar machen kann!

      Klar, er hat die Technik der Darstellung im Panorama nicht erfunden, aber er hat es gut verinnerlicht und thematisiert immer wieder tolle Sachen! Angeblich aber geht das Kunstwort des Panometers aber auf ihn zurück1

      Panometer Leipzig

      Ja, viele Gebäude stehen noch, manche sind renoviert, haben eine Auffrischung erfahren, und an manchen Stellen hat sich das Viertel und damit das (Stadt)Gesicht verändert. Bei letzterem muss man dann genauer hinschauen, um den Bezug herzustellen, um quasi eine optische Brücke zu bauen. – Dadurch dass die Mauer weggerissen wurde, sind ja ‚Löcher‘ entstanden, die gefüllt werden mussten. …. wenn ich nur an den Potsdamer Platz denke, wie brach der dagelegen hat! Ich sehe mich noch, damals auf der Plattform stehend, wie verwundert ich auf diesen öden Platz geschaut habe!

      Anders war es auf dem Pariser Platz, da hat sich nicht so viel verändert. Dort habe ich mich nur immer gefragt, warum die Mauer gerade solch einen Bogen macht und wir aus dem Westen nicht ans Brandenburger Tor dürfen!?! 😥

      „Das wäre ein Anlaufpunkt für demnächst.“ – Auf jeden Fall!
      In diesem Sinne
      liebe Grüße Manfred

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