Am 27. Januar jährte sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal.
Zum Gedenken der Opfer des NS-Regimes und zur Würdigung der Befreiung von Auschwitz lud der SV Darmstadt 98 zu einem Spaziergang durch Darmstadt ein.
Ein Fußballverein … zu einer Kundgebung mit politischer Note? – Ungewöhnlich! – Da wollte ich nicht fehlen, aus mehrfachem Interesse. Ich hatte keinen Termin, also hin! Geradelt bin ich zum Stadion, dem Schlusspunkt der Veranstaltung! Dann fuhr ich ausnahmsweise mal mit der ‚Elektrischen‘ bis zum Schloss und lief durch den Herrngarten zum Schlossgartenplatz!
Dort, vor St Elisabeth, in der Nähe des Gründerhauses (SV Darmstadt 98), war der Treffpunkt. Die Kirche stand noch nicht, als dort noch Fußball gespielt wurde. – Ohne Vorstellung bzgl. des Interesses traf ich ein. Noch waren nicht viele da, aber ich war sehr früh und um 17.15 Uhr hat vielleicht auch nicht jeder Zeit. Dann füllte es sich und ungefähr 70 Menschen setzten sich in Bewegung. Was uns (3 Lehrern) auffiel, es waren erfreulich viele junge Leute dabei!
An historisch interessanten Punkten, mit Verbindung zu jüdischen Mitbürgern unserer Stadt, wurde Halt gemacht! Wir erfuhren von tollen Menschen, die sich damals sehr engagiert für ihre Mitbürger eingesetzt hatten, und den grausamen Handlungen an ihnen. Es fing ja oft mit Ausgrenzung an, meist folgte eine Deportation und später leider zumeist der Mord! 😥
Die meisten Stopps machten wir an Stolpersteinen. Es ging um jüdische Mitbürger, die damals mit dem SVD verbunden waren! Ein ehemaliger Berufsschullehrer (Peter Schmidt) war trotz seiner 87 Jahre federführend beteiligt. Toll! Er konnte als Zeitzeuge berichten, da er als Kind schon vieles mitbekommen hatte. Seine Familie war in jegliche Richtung vielfältig involviert.
Vor unserem Jugenstilbad ist eine Gedenktafel eingelassen. Hier hatte eine Bücherverbrennung stattgefunden. Darmstadt war als damalige Landeshauptstadt mit unrühmlichen Aktionen beteiligt. 😥 Auch wurden gerade von Darmstadt aus sehr viele Juden deportiert! 😥
Ein Gedenkstein vor unserer Viktoriaschule
Bevor es zum Stadion ging, erfuhren wir über Entwicklungen innerhalb Darmstadts und leider auch innerhalb des Vereins. Peter Schmidt schilderte dabei sehr eindrucksvoll aus eigener Erfahrung. Es war nicht mal möglich alle geplanten Stolpersteine anzusteuern.
Vor dem Nord-West-Eingang vom Bölle, auf dem Dr.-Karl-Hess-Platz, hörten dann ca. 170 Anwesende ein paar Redebeiträgen zu, bevor es eine Kranzniederlegung gab.
Dem Motto „Nie wieder!“ entsprechend, appelierte Alexander Stoler (Kulturreferent der Jüdischen Gemeinde Darmstadt) an alle: „Lasst uns gemeinsam Haltung zeigen. Lasst uns klare Grenzen gegen jede Form von Hass ziehen. Lasst uns auch den Fußball nutzen, um zu vereinen. Und nicht, um zu spalten. Und lassen sie uns diese Botschaft gemeinsam hinaustragen.“
Lieber Manfred,
wie schön, dass ein Sportverein, einen solchen Spaziergang anbietet. Da fühlen sich vielleicht auch (junge) Menschen angesprochen, die sonst nicht zu einer Gedenkveranstaltung gehen würden! Ich hoffe, dass die Beschäftigung mit der Vergangenheit, damit, wer diese Menschen waren, die ermordet wurden, dazu beiträgt, nicht in die Hetze mancher Gruppierungen einzusteigen, die erschreckenderweise immer salonfähiger wird.
Liebe Doris,
ja, das finde ich auch! 😀
Der SVD gehört zumindest zu den Vereinen, die sich einen sozialpolitischen Anstrich geben. Immer wieder mal gibt es Aktionen, die in diese Richtung gehen: Übernachtung im Winter im Stadion, draußen mit Isomatte und Schlafsack, für Obdachlose. Man kauft die Ausrüstung und der Erlös geht an eine Obdachlosenhilfe. Auch regelmäßige Müllsammel- oder Baumpflanzaktionen finden statt. Meist sind auch Spieler vom Profi-Kader dabei! … und am Spieltag spendet der Verein 500 € pro Tor für eine ausgesuchte karikative Einrichtung. Fast immer macht der Vorstand des Gegners mit.
Ich hoffe auch, dass solche Gedenkaktionen nicht Chaoten auf den Plan ruft! Wir bleiben ruhig und drehen lieber unsere Runden! 😉
In diesem Sinne liebe Grüße Manfred
Man kann nicht oft genug an diese grausige Zeit erinnert werden – ich werde nie verstehen, wozu Menschen in der Lage sind/waren. Auch in der Schule sollte zum Pflichtfach werden, damit Kinder und junge Erwachsene ein Bild davon erhalten, was damals geschehen war.
Ich selbst war auch in Dachau vor Ort, unfassbar, was dort und in anderen Lagern geschehen war !
Liebe Margitta,
es ist so traurig, was damals passiert ist. Manche wollen es leugnen und andere fanden das sogar gut. Unfassbar, wie Menschen drauf sein können. … und dann die modernen Kriegstreiber! ;cry: Sowas geht nicht in meinen Kopf und ich kann mich auch nicht jeden Tag zu tiefgreifend damit beschäftigen. 😥 Aber du hast Recht, es muss in Erinnerung bleiben und in der Schule muss es unterrichtet werden.
Genauso fände ich es besser, Straßen nicht umzubenennen, sondern dort Infotafel anzubringen und gleich damit einen Bildungsauftrag zu verbinden. Ungeschehen macht man es nicht dadurch, dass man die Namen auf den Schildern nicht mehr sehen will.
Dir alles Gute und
liebe Grüße Manfred
Lieber Manfred
Das klingt nach einer sehr eindrucksvollen und wichtigen Veranstaltung!
Dass ein Fussballverein diese Gedenkveranstaltung organisiert ist bemerkenswert – das zeigt, dass eine solche Geschichtserinnerung nicht nur in klassischen Kontexten stattfinden muss.
Besonders ermutigend finde ich die grosse Beteiligung junger Menschen. Und dass ihr jemanden gefunden habt, der aus eigener Erfahrung berichten konnte – umso wertvoller, da es ja immer weniger Zeitzeugen gibt.
Liebe Grüsse aus dem sonnigen Cape Town!
Liebe Catrina,
eindrucksvoll war sie auf jeden Fall, alleine schon durch den älteren Zeitzeugen und wichtig sind solche Veranstaltungen erst recht! Diese Greueltaten dürfen nicht in Vergessenheit geraten und werden sich hoffentlich nie wiederholen! Ein Fußballverein federführend bei solch einer Veranstatung, das ist schon bemerkenswert. Vielleicht hat diese Art der Einladung in einem ganz anderen Kontext auch ein anderes Publikum angesprochen.
Am Stadion waren ja noch mal mehr junge Leute vertreten. Viele in den blauen Jacken der Lilien, also in den Farben des Fußballvereins! Möglicherweise sind diese jungen Mitbürger gleich nach ihrem Training vor Ort geblieben. Hoffentlich haben sie etwas mitnehmen können, möglichst nachhaltig.
Liebe Grüße Manfred