Im Vorfeld unserer Berlinreise hatte ich eine Fortsetzung meines Laufes (September) auf dem Mauerweg im Kopf, mit meiner Frau, aber dann nicht laufend. Die Idee: dort einsetzen, wo ich meine Tour beendet hatte. Also mit der Fähre nach Kladow schippern und dann nach Norden wandern.

… doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt … 😆 … denn in Berlin entschieden wir spontan, uns zuerst eine Route auf „geschichtsträchtigem“ Boden (s. Bericht) zu erschließen, also mit vielen Sehenswürdigkeiten!

Jetzt bitte nicht denken, andere Routen seien nicht sehenswert! 😛

Nach der Tour durch die Stadt ging’s ans Planen: Was ist im Westen machbar? – Wir hatten eine Einladung zum Kaffeetrinken (15.30 Uhr) bei einem Cousin meiner Frau in Zehlendorf. Somit wäre es ja nicht so geschickt, eine Wanderung nach Norden zu unternehmen. Also warum nicht im Norden einsetzen und bis zur Fähre wandern. In der Stadt sind wir die Tour ja auch im mathematisch positiven (Dreh)Sinn gegangen (Gegenuhrzeigersinn). 😆

Bei der Planung hatte ich zu bedenken:

  • Welche Strecke ist machbar?
  • Wo kann man dann gut einsteigen?
  • Wie sind die Verbindungen dorthin?
  • Wann fahren sonntags Fähren?
  • Kommen wir danach noch rechtzeitig zum Kaffeeklatsch?

Streckenlänge war klar: 18 km bis 20 km sind gut machbar. Planung war umfangreicher als gedacht. Die Karte des Mauerweges zeigte nur den Mauerweg selbst. Wegen der Anbindung legte ich einen Stadtplan und den Plan des Liniennetzes von BVG und DB (S-Bahn) daneben. Die Abfahrts- und Wegezeiten kramte ich aus dem Netz.

… und das kam dann auf Schmierpapier raus:


Genau so sind wir dann los und genau so haben die Anschlüsse bis zum Stadtrand geklappt!

   

Wir laufen dann auf der Falkenseer Chaussee westwärts und stoßen an der Stadtgrenze auf den Mauerweg. Ein Schild erinnert an die Teilung Deutschlands … geschichtsträchtig, natürlich auch hier! – Eine Reihe von Schildern (s. Eingangsbild) mit dem Titel „Spurensuche Mauer“ informiert uns über viel Wissenswertes.

 

Schon kurz danach haben wir aber den Eindruck „endgültig“ die Stadt zu verlassen. Kleingartengrundstücke zieren den Weg, bis sich eine weitere Siedlung anschließt. Wir halten kurz inne, am Mahnkreuz Willi Block.

 

Egal wo, überall hatte es Fluchtversuche gegeben, viel zu wenige waren positiv verlaufen. 😥

Dann am Brunsbütteler Damm, den wir queren müssen,

 

eine kleine bunte Auflockerung. Diese steinerne „Hütte“ liegt unmittelbar am Weg. Was sie verbirgt? – Die Bemalung lenkt uns ab … vermutlich ist sie von einem Stromversorger?

   

Das Zeichen im 4. Bild (Tür) könnte darauf hindeuten. – … und jede Seite mit eigenem Bild!

Südlich der Heerstraße geht es dann raus in die Natur und ein paar Höhenmeter hoch auf den Hahneberg.

   

Was sich hier so alles Berg nennt, aber immerhin, seine stolze Höhe misst knapp 88 m. 😆 Weit entfernt thronen die Hochhäuser von Staaken, wir aber bleiben eine Weile im Forst.

 

Nach einem Birkenwäldchen und schönen Wanderwegabschnitten müssen wir leider eine ewig lange Teilstrecke an der Potsdamer Chaussee entlang nach Westen gehen.

     
Der Weg animiert zu Fötelis anderer Art! 😛

Durch das Eingangstor eines alten Gutshofes entern wir Groß Glienicke.

 

Es geht recht beschaulich, fast dörflich los, dann aber folgen Prunkbauten, einer pompöser als der andere. Dieser hier kommt vielleicht nicht so zur Geltung, da das Grundstück davor brach liegt.

   

Vielleicht schauen wir zu viel nach links und rechts, betrachten die tollen Grundstücke mit Zugang zum Wasser, um kurz danach zu realisieren, dass der Uferweg am Groß Glienicker See kein Teilstück des Mauerwegs ist. Zum Glück ist dieser Uferweg eine Sackgasse. Wir kehren um und stellen am Schild fest, dass der Mauerweg nach rechts abbiegt. 500 m bis 600 m Umweg sind gerade noch so zu verkraften! 😛

 

Nach einer kleinen Siedlung führt dann der Mauerweg wieder an den Groß Glienicker See. Eine kleine Installation eines Künstlers macht auf einen Skulpturenpfad aufmerksam. Da wir nicht wissen, wie lange dieser Pfad ist und wir ein anderes Ziel verfolgen, bleiben wir dem Mauerweg treu! 😆

 

Da ich nicht auffallen und die Privatsphäre beachten will, habe ich nicht viele Fotos der mondänen Bauten und Grundstücke gemacht. Auf dem linken Bild ist ein eher altehrwürdiges Haus zu sehen, aber links und rechts davon lassen sich andere Anwesen erahnen. Das rechte Bild, durch eine Kirschlorbeerhecke fotografiert, zeigt ein Anwesen, dass gerade zum Verkauf angepriesen wird. – Wer möchte, kann sich ja mal umtun und sich Groß Glienicker Immobilien ansehen! Vielleicht ist das Anwesen ja noch nicht verkauft! 😛

Siedlungsabschnitte werden hier durch Grünanlagen unterbrochen. Es macht alles einen eher entschleunigten Eindruck, auch wenn man sich bewusst macht, dass es Sonntag ist. Im weiteren Verlauf folgen wir genau dem Grenzverlauf zwischen Berlin und Brandenburg und streifen kurz den Sacrower See zur Rechten.

 

Dann zieht es sich aber doch nochmal hin. Die Schleife um den Süden Kladows herum ist länger als gedacht, ebenso wie die letzte Straße, die Imchenallee zum Hafen Kladow hin. Eine nette Dame, die dort ihren Hund ausführt, empfiehlt uns einen Café im Biergarten von Emma & Paul. Wir schaffen es vorzeitig, immerhin sind 20,5 km mit 64 hm zusammen gekommen, die wir in knapp 4 Stunden absolvieren. Logischerweise gönnen wir uns noch einen Cappuccino bei Emma & Paul, den wir im Hafen in aller Ruhe trinken können. – Die Fähre kommt pünktlich. Beim Ablegen knipse ich noch die vorgelagerte Insel Imchen, dann geht es quer über den Wannsee, am Strandbad Wannsee vorbei,

 
Fährhafen Wannsee und S-Bahnhof Nikolassee

um unterhalb vom S-Bahnhof Wannsee anzulegen.

Die restlichen Wegabschnitte sind jeweils nicht mehr lang, wir schaffen es pünktlich zu Kaffee & Kuchen und können den Tag in gemütlicher Runde ausklingen lassen, bevor wir am Abend zurückzuckeln ins Hotel. (Den Kuchen beim Cousin habe ich höflicherweise nicht fotografiert. Wie hätte ich wohl gegenüber seiner Frau dagestanden? 😛 )

Die Tour ähnelte meinem Lauf im September, teils beschaulich, teils innerstädtisch. Aber weder Groß Glienicke, noch die Potsdamer Ecke erinnerten an eine Großstadt wie Berlin.

Wann ich nun meine Mauerwegerfahrungen vertiefen und erweitern kann, steht noch in den Sternen. Es ist festzuhalten, dass ich jetzt bei 3 „Einsätzen“ auf dem Mauerweg insgesamt schon gut 53 km zurückgelegt habe. Es fehlen also nur noch knapp 107 km, um einmal ganz um das „alte Westberlin“ herumgelaufen zu sein. 🙂

8 thoughts on “Mauerweg „bis“ Kladow”

  1. Lieber Manfred
    Das Projekt Mauerweg geht ja stetig voran! Fast genau ein Drittel ist geschafft. Eigentlich müsste es so eine Art Challenge geben, so wie Ryan Sandes das gemacht hat.
    Wenn man bedenkt, dass dies alles zu Berlin gehört, dann ist es schon erstaunlich, wie grün und „provinziell“ alles wirkt. Insbesondere die Umgebung um den Groß Glienicker See sieht sehr schön aus – kein Wunder stehen da die grossen Villen.
    Interessant auch, dass einige Privatbesitzer den Uferweg einfach blockieren können. Das Schild mit dem Hinweis sieht schon ein bisschen älter aus – eine spannende Sache, wann der Uferweg frei gegeben wird. In England würden sie wahrscheinlich Wetten darüber abschliessen. 🙂

    Was? Kein Kuchenbild? Du hast der Frau des Cousins nicht erklärt, dass du „Influencer“ bist und für Instagramm & Co. alles festhalten musst? 🙂 Jetzt musst du uns nur noch sagen, was es für ein Kuchen war, damit wir wissen, was wir verpasst haben. 🙂
    Liebe Grüsse aus dem bedeckten Cape Town!

    1. Liebe Catrina,

      das Projekt Mauerweg konnte nur so vorangetrieben werden, weil ich kurz nacheinander 2 x in Berlin war. Jetzt wird es erst einmal pausieren müssen, da ich nicht weiß, wann ich die Hauptstadt wieder besuchen kann/werde. – Eine Challenge dieser Art gibt es vielleicht schon, aber ich bin nicht auf den einschlägigen Medien unterwegs. Das müsste dann mal jemand anders recherchieren! 😉

      Ja, es ist erstaunlich, dass selbst Berlin, bzw. die Randbezirke, einen so provinziellen Eindruck hinterlassen können! Allerdings glaube ich, dass es außerhalb vieler Großstädte ins Ländliche übergeht. … vielleicht macht da der Ruhrpott eine gewisse Ausnahme???

      Für Wanderwege durch privaten Wald gibt es in Deutschland Regelungen. Die müssen offen gehalten werden … anders als es wohl z. T. in den USA ist. … aber dort in Groß Glienicke hat sich das noch nicht rumgesprochen (?), bzw. es liegt hier wohl wieder eine der vielen Ausnahmen vor!? 😛 Mal abwarten, was sich da noch tut … im offenen Verfahren.

      Das mit dem Influencer hätten sie mir bestimmt nicht abgekauft. So ganz unbekannt bin ich dort ja nicht. 😆 Es gab verschiedene Kuchen, z. B. Rührkuchen mit Schoko und einen Apfelkuchen!

      Aus dem bedeckten Darmstadt
      LG Manfred

  2. Lieber Manfred,
    wieder eine Etappe geschafft, super! 😀
    So erwanderst und erläufst du dir in Windeseile den ganzen Mauerweg, da bin ich mir sicher.
    Gut geplant war der Ausflug auch noch, was ja immer nötig ist, wenn man nicht vor der Haustüre (Hoteltüre) startet oder landet. Und nach so einem Marsch schmeckt der Kuchen dann gleich noch mal so gut. 😉

    1. Liebe Doris,

      naja, Windeseile ist es ja nicht ganz. 😛 Jetzt muss der Mauerweg auch erstmal ohne mich auskommen. 😆 Noch weiß ich nicht, wann ich das nächste Mal in Berlin aufschlagen kann. So ist ein Päuschen angesagt.

      Eine ganz so umfangreiche logistische Planung hätte ich erwartet, aber wir wollten ja den Termin am Nachmittag halten. Dadurch waren wir etwas „eingeschränkt“. Wären wir ohne Termin los, hätte ich mich wohl nur erkundigt, ob die Fähren sonntags fahren … fertig! 😉

      Der Kuchen, nach der Wanderung und in häuslicher Atmosphäre, hat sehr gut geschmeckt! 😉

      LG Manfred

  3. Lieber Manfred,
    danke für die wiederum sehens- und lesenswerten Eindrücke eurer Tour! Der Vorteil beim Wandern gegenüber dem Laufen ist ja, dass man etwas mehr Muße hat, die Gegend auf sich wirken zu lassen und auch Details aufzunehmen. Ich finde Berlin ja jedesmal faszinierend, Mitte, Kieze, und auch die Umgebung. Das wird auch auf deinen Bildern wieder deutlich. Wie vielfältig doch diese Stadt und ihre Umgebung so ist!
    Und ich finde auch gut, dass der Grenzverlauf draußen dargestellt wird und bestimmte Punkte auch hervorgehoben. So hat man auch heute noch die Chance, diesem Monstrum nachzufühlen…
    Die Planung hast du mustergültig angelegt und zudem auch passgenau. Ihr hattet genau das richtige Zeitfenster und konntet euer Projekt mit der Einladung perfekt kombinieren.
    Ich bin sicher, die restlichen 107 km wirst du uns auch noch zeigen!
    Liebe Grüße
    Elke

    1. Liebe Elke,

      bitte gern geschehen! – Man kann ja bei einer Wanderung nicht nur die Gegend, die Infos unterwegs und alle Details besser aufnehmen, man kann ja auch viel besser Fotos machen. Also, ich kann es so besser. Du beherrscht das ja auch beim Laufen! 😆

      Berlin hat schon krasse Gegensätze … und mir gefällt das! Natürlich gibt es, wie überall, auch nicht sooo sehenswerte Ecken. Da wir damals in Zehlendorf in einer beschaulichen Ecke gewohnt haben, konnte ich immer aus dem Moloch abtauchen und habe die Gegensätze schon damals sehr genossen! – Schön, dass ich es ein wenig durch meine Bilder demonstrieren konnte.

      Die Idee, den kompletten Mauerweg nachvollziehbar zu machen, finde ich schon sehr gut. Nur ist es viel zu groß, als dass man verinnerlichen könnte, dass ein West-Berliner doch irgendwie eingesperrt war. Manchmal hat man das gemerkt, vor allem, wenn man mal rauswollte, im Alltag fiel das eigentlich nicht so auf.

      Danke für dein Lob! Es war passgenau mit ein bisschen Luft, für die gefühlte Verlängerung und den Cappuccino im Hafen Kladows. – Geübt habe ich solche Planungsgeschichten durch die ewig vielen Events, die ich als Schulsportleiter angeregt und jeweils federführend durchgeführt habe. 😆

      Wenn ich sie laufe, die 107 km, werde ich sie selbstverständlich auch zeigen! 🙂

      LG Manfred

  4. Es fehlen nur noch 107 Kilometer !! Was sind schon 107 Kilometerchen ? 😉

    Je mehr ich davon sehe, umso besser gefällt mir der Gedanke, dort zu laufen. Da ich Berlin nur als Marathon-Läuferin und maximal City-Tourist kenne, umso mehr. Das Gute daran, dass es so viel Grün um/in Berlin gibt, absolut eine Reise wert, wie man an deinen zahlreichen Fotos erkennen kann.

    Schöne Art, sich zu bewegen !

    1. Liebe Margitta,

      danke dir! – Ja, ist nicht wirklich umwerfend viel … nur wann bin ich das nächste Mal in Berlin! Ich habe zumindest noch nichts geplant! 😆

      Beim Marathon läuft man in Berlin weniger durch Grünanlagen und Parks, man wollte ja einen schnellen Kurs. Das ist gelungen! – Aber wenn man das viele Grün Berlins erleben will, ist der Mauerweg eine gute Möglichkeit dafür. Wobei der innerstädtische Teil natürlich auch durch Gegenden führt, die nicht immer so schön sind. Dafür wird man „außen herum“ entschädigt!

      Ich selbst habe auch schon daran gedacht alles zu erlaufen und dann möglichst wenige Etappen einzuplanen. Ob es sich ganz am Stück umsetzen ließe, hängt von vielen Faktoren ab, da ich es dann nur mit einer gewissen Unterstützung machen wollte.

      Es ist auf jeden Fall eine schöne Art der Bewegung, ob wandernd oder laufend! 🙂
      LG Manfred

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Schau dir das auch an

Burgensteig – Etappe 3

2. Juni 2022 12 Comments

Da haben wir doch gleich mal am 1. Tag das 9-€-Ticket eingesetzt … und dafür brauchte es einen guten Grund! 😆 Seit längerem schon reizt uns ein hiesiger Wanderweg. Hier im nördlichen Odenwald,

stille Wunder feiern

16. Dezember 2020 16 Comments

In den letzten Tagen fiel mir mal wieder ein kleines Büchlein in die Hand, welches ich vor Jahren von unserer Tochter geschenkt bekommen hatte. Es ist mit >Weisheiten aus Irland< überschrieben. Mich sprechen

Manfrederlis

21. September 2022 6 Comments

Das sind bei mir Kekse à la Mailänderlis, eigentlich ein beliebtestes Weihnachtsguetzli der Schweiz! Also keine neue Erfindung, nur von mir in der eigenen Küche gefertigt. Von daher bin ich so frei, sie