Wie letztes Jahr beschrieben, machen wir uns an jedem 21. November bewusst, dass es 2011 auch anders hätte ausgehen können! Seitdem nennen wir den Tag auch: UGT – Unfall-Gedenk-Tag!

Montagmorgen war ich nach einem Spätfilm am Vorabend müde, hab ruhig getan und mich auf den Nachmittag im Kreise der Familie gefreut. Tochter mit Schwiegersohn und ihren beiden süßen Mädels waren zum Kaffeetrinken geladen. Bei Café und Kuchen, Keksen und Leckereien wurde viel gequatscht und reflektiert: „Wie war das noch vor 11 Jahren? – Papa hat sich nicht wie sonst gemeldet! Um 22.15 Uhr klingelte es, aber nicht der Papa, sondern die Polizei stand vor der Tür!“„Ja, sie sagten, dass er einen schweren Unfall hatte. und auf meine Frage wie es ihm gehe, kam nur kurz ‚Sie wüssten nicht mal, ob er noch lebt!'“

Das saß damals so tief und fest, dass es meiner Frau noch heute durch Mark und Bein fährt, wenn sie vor allem im November daran erinnert wird. – Die Polizei fuhr dann meine beiden Mädels in die Klinik. Dort konnte insofern Entwarnung gegeben werden, als ich zwar im Koma lag, schlimme Schädel- und Gesichtsverletzungen hatte, aber lebte und nach Einschätzung der Ärzte alle Verletzungen reversibel seien. – Das hatte sich zum Glück auch bewahrheitet, nachdem 2 Ärzteteams 10 Stunden an mir rumgeschnippelt hatten! 😉

Jetzt, letzten Montag hatten wir zum Glück auch andere Themen … und, wie üblich, beanspruchte mich die größere Enkelin. – Später, beim Verabschieden, die Kleine weinte herzzerreißend, weil sich die Zähnchen mal wieder schmerzhaft meldeten, beugte sich die nicht einmal 4jährige über den Couchtisch zu mir und sagt bestimmt und wohlwissend mit einem Augenaufschlag: Das wird vielleicht ne Autofahrt!“ 😆

Es war aber nicht so schlimm, die Kleine hatte sich schnell wieder beruhigt und heute wurde deutlich, dass beide auch mit einer Erkältung zu tun haben. – Das Beisammensein selbst war auf jeden Fall sehr schön und ich bin immer wieder sooo dankbar, dass ich das alles noch so fit erleben kann. 🙂

In solchen Stunden kommt mir der obige, irische Segensspruch (Eingangsbild)
in den Sinn. Eine Zeile darin finde ich besonders schön, da ich damals
das Gefühl hatte in the palm of his hand gefallen zu sein!

14 thoughts on “11. UGT”

  1. Lieber Manfred,
    ja, was für ein Erleben war das…. für dich, wie auch für deine Familie. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie ihnen das zugesetzt hat, so aus heiterem Himmel eine solche Nachricht überbracht zu bekommen.
    Da geht einer gesund und munter aus dem Haus, und dann ….
    Die Gefühle deiner Frau kann ich sehr gut verstehen! Ich bin einmal als Jugendliche Auto-Unfallopfer geworden, landete äußerst unsanft am Bordstein einer Kreuzung. Als ich langsam aus meiner Ohnmacht erwachte, hilflos, sah ich lauter Schaulustige, die unbedingt einen Blick auf das blutige Opfer erhaschen wollten. Seitdem habe ich bis heute nach fast 50 Jahren immer noch extreme Wallungen, wenn ich Schaulustige, oder besser ausgedrückt GAFFER, sehen muss.
    Ich denke, das hat sich auch bei deiner Frau eingebrannt. Du hast dann wahrscheinlich eher die Zeit der Wiederherstellung sehr in Erinnerung. Oder erinnerst du den Moment des Unfalls?
    Also langer Rede kurzer Sinn: Ihr habt allen Grund, diesen besonderen Tag zu würdigen und als Ankerpunkt zu nutzen für Gedanken und Gedenken zum Leben. Der Sinnspruch gefällt mir sehr gut!
    Liebe Grüße und bleibt alle gesund!
    Elke

    1. Liebe Elke,

      vielen Dank dir, für deine Rückmeldung, für dein Mitgefühl! 🙂

      Da hast du ja auch ein ähnliches Erlebnis hinter dir! Hoffentlich war auch bei dir alles reversibel! (Mir sind zum Glück nur minimale ‚Überbleibsel‘ körperlicher Art geblieben!) … aber diese Gesichter der blöden GAFFER … grrrr … hast du die heute noch manchmal vor Augen? 😳 – Ich habe mal auf der Stadtautobahn (Berlin) Gaffer vor mir erlebt, die so lange auf einen Unfall nach links geguckt hatten, bis sie selbst einen Unfall gebaut hatten. Ich konnte zum Glück ausweichen!!! 🙄

      Ich selbst konnte keine Gaffer sehen, Gesicht nach unten, im Gegenteil, eine mir bis dahin unbekannte Abiturientin rief sofort einen Krankenwagen! … und bis zur Einlieferung im Krankenhaus habe ich alles sehr bewusst erlebt und bin erst auf der Trage in der Klinik in Ohnmacht gefallen. Dann haben sie mich ins künstliche Koma (für 42 Std.) versetzt. Beim Aufprall vorher habe ich sogar das Knochenknirschen der Gesichtsknochen gehört und danach noch ne Weile ‚abrufen‘ können! – Die Zeit der Wiederherstellung habe ich noch sehr gut in Erinnerung … und ich hatte keine Schmerzen mehr, war erst medikamentös super eingestellt, nach 3 Wochen hat der Körper den Rest übernommen, ohne Schmerzmittel!!! 🙂

      Also, vielen Dank dir! Es ist auf jeden Fall ein Ankerpunkt!
      Mir gefällt der irische Segens- und Sinnspruch auch sehr gut!

      Bleibt auch ihr gesund und
      liebe Grüße Manfred

      1. Oh weh, Alptraum, du hast alle Erinnerung auch ans Geräusch der splitternden Knochen…?
        Ich habe nur eine Erinnerung wie ein Standfoto, das Auto, das auf Kollisionskurs auf uns zurast. Und das nächste, wie ich im Dreck des Rinnsteins liege, die Füße der Gaffer sehe, mich nicht bewegen oder artikulieren kann. Als das ein Helfer bemerkt und mir eine Decke überlegt, als eine Art Schutz, bücken sich diese Hirnlosen auch noch, um mir besser ins Gesicht sehen zu können. Dieses der Sensationslust ausgeliefert sein – mir geht gerade jetzt bei der Erinnerung schon wieder der Puls höher.
        Ich hatte 2 angeknackste Wirbel, die aber wieder gut verheilt sind, Gottseidank.
        Seien wir froh, aus so etwas heil herausgekommen zu sein!
        Liebe Grüße
        Elke

        1. Liebe Elke,

          das Knochenknirschen war noch ne Weile lang abzurufen, ist aber heute nicht mehr präsent, so auch nicht mehr das ‚Vogelgezwitscher‘ im Kopf (vom Narkosemittel). Ich dachte nach der OP immer, dass da eine riesige Voliere im Krankenzimmer (Klinik) steht. 😋 Auch der Boden rast nicht mehr auf mich zu, wie in so manchen ‚Tagträumen‘ noch ein paar Monate nach dem Unfall!

          Eine Wirbelverletzung hatten sie mir auch angedichtet. Ich durfte erst 3 Wochen nur still liegen, dann zuhause nur in einer bestimmten Technik aufstehen. Sitzen war bis Anfang Januar ‚untersagt‘, mein Weihnachtsessen (‚gestampft‘) hab ich im Stehen eingenommen, bis sie in einer Nachuntersuchung feststellten, dass es eine Fehlinterpretation eines Röntgenbildes war. Eine alte Wirbelverletzung (Trampolinspringen, Uni, aus den 80ern) hatte irritiert?! Essen durfte ich nur Brei und Smoothies, da meine Kiefergelenke erst wieder ausheilen mussten.

          Jetzt hoffe ich nur, dass es für dich nicht zu schlimm war, daran erinnert zu werden. Ich kann zum Glück heute locker damit umgehen. Es ist ein Teil meiner Geschichte!

          … aber ich bin wahnsinnig dankbar da so heil rausgekommen zu sein, bin ja 7 Monate nach dem Unfall wieder einen 100er im Gebirge gerannt! 🙈

          Ins Rheinland liebe Grüße Manfred

  2. Lieber Manfred
    Das ist eine schöne Familientradition!
    Ich finde es faszinierend, wie sich der Körper erholen kann. Klar brauchte es auch viele Operationen, aber ohne die Heilkraft des Körpers ginge da nichts mehr. Und dann kommt auch die mentale Erholung dazu – für die ganze Familie! Wunderbar, dass die Geschichte ein Happy End hat.
    Der erste Teil dieses schönen irischen Spruchs wünscht man sich hier in Südafrika vor einem Wettkampf. Passt auch gut!

    Geniesse das „zweite“ Leben und jeden Laufschritt im Wald!

    Liebe Grüsse aus dem windigen, kühl-sonnigen Cape Town!

    1. Liebe Catrina,

      so, zurück von unseren jungen Leuten will ich mich mal um den Blog kümmern! 😆

      Unsere kleine Tradition ist auch ein Zeichen der Dankbarkeit, auch dafür, dass wir uns noch haben! – Die Heilungskräfte des Körpers funktionieren toll und es ist eigentlich mehr als faszinierend, was da möglich ist! … und ich bin happy und sooooo dankbar, dass ich es an mir und für mich erleben darf!

      Das HAPPY END mit der Chance auf ein zweites Leben wird vor allem im Wald genossen!

      Aus dem dunklen Darmstadt
      liebe Grüße Manfred

  3. Was für ein Schicksal, das du erleben musstest ! Ein Wunder, dass du es überhaupt überlebt hast !! Dazu passt der Titel deines Blog hervorragend. Wenn ich mir vorstelle, was du und deine Familie haben mitmachen müssen, läuft mir Gänsehaut über den Rücken. Und du bist wieder voll da !! Es gleicht einem Wunder !! Irre !!

    Hast du noch irgendwelche sichtbaren Narben im Gesicht, die dich an diesen Alptraum erinnern ??

    Es gleicht ebenso einem Wunder, dass du heute quietschvergnügt durch die Gegend “ rennen “ kannst. Tolle Geschichte, wenn alles so gut enden würde ! Ich freue mich für dich !

    Alles Gute für die weitere Zukunft – und ich verstehe erst recht, dass du laufend dankbar bist.

    Liebe Grüße vom der düsteren Ostsee !🍀

    1. Liebe Margitta,

      vielen Dank dir!

      Ja, ich sehe es als Wunder an und der Titel des Blogs ist definitiv passend. Für meine Leute um mich herum war es viel schlimmer, als für mich. Nur 3 Nächte nach der OP waren schrecklich, da ich mich auf dem Rücken liegend nicht bewegen durfte. Noch total ‚verschlaucht‘ lief viel den Rachen runter, ich konnte kaum schlucken und hatte Erstickungsängste. 2 Nächte blieb unser Schwiegersohn bei mir und half mir mental durch die Nächte! 😳

      Narben im Gesicht: 3 Mini-Mini-Narben, ohne Hinweis nicht wirklich zu erkennen. OP-Methode: sag nur Bügelschnitt, genaueres ist nichts für die Nerven von jederfrau, oder -mann.

      Es ist mir grundsätzlich und eigentlich immer bewusst, aber manchmal ist es wichtig, es mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich wieder so quietschvergnügt laufen kann! 😉

      Auch dir alles Gute! Sind wir dankbar, dass es im fortschreitenden Alter noch gut geht!

      Aus dem nächtlichen Darmstadt
      liebe Grüße Manfred

  4. Lieber Manfred,
    es ist schön, dass du den Tag eines schlimmen Ereignisses so positiv besetzen kannst. Sich daran zu erinnern und froh über den Ausgang zu sein, ist sicher wichtig für dich und deine Familie. 🙂

    1. Liebe Doris,

      vielen Dank dir!

      Da ich sowieso nicht der Typ bin, der mit negativen Gefühlen zurückschaut, war es eine logische Folge, es auch in diesem Fall ’so zu handhaben‘, zumal ein Abstand zu einer Sache bei mir eher das Negative ausblenden hilft!

      Das heißt zwar nicht, dass ich in meinem Leben alles richtig gemacht habe, aber mein Leben war bisher gut so! 🙂

      Dafür bin ich dankbar, auch für die Gabe es so sehen zu können! – … und für die Familie ist es ein Anlass sich zu treffen und diesen Tag gemeinsam positiv Revue passieren zu lassen!

      Liebe Grüße Manfred

  5. Lieber Manfred,

    für Deine Frau war der Schock im ersten Moment wohl größer als für Dich. Ich stelle mir das so albtraumhaft vor, wenn plötzlich die Polizei mit so einer Nachricht vor der Tür steht.

    Aber Du bist ein zäher Hund, die Ärzte haben ihr Handwerk verstanden und so kann dieser Gedenktag schlußendlich doch immer positiv begangen werden.

    Halt Dich wacker und liebe Grüße
    Volker

    1. Lieber Volker,

      auf jeden Fall muss es ein Schock gewesen sein, als plötzlich nicht der Papa/Mann, sondern die Polizei vor der Tür gestanden hat … und dann eine solche Antwort so ungeschickt formuliert! 😱

      Gerade um diese Zeit (November) wird meine Frau besonders daran erinnert. Es ist mit ein Grund dafür, dass ich keine schnellen Sachen mehr mit dem Rad mache, sprich Rennrad fahre. Ein Rad ist nur noch ein Transportmittel, schon das kann gefährlich genug sein! Die Sturzgefahren beim Laufen reichen aus. 🙈

      Zäh? – Vielleicht hat auch hier Ausdauer (weiter)geholfen? – Den Ärzten bin ich dankbar!!! Als das ganze Metall aus meinem Gesicht entfernt wurde, habe ich mich dann wenigstens bei einem Arzt bedanken können!

      Vielen Dank dir! Wir werden weiterhin dankbar zurückblicken und ich versuche mich wacker zu halten! 😋

      Liebe Grüße Manfred

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