… natürlich nicht!

 

Der Reihe nach erzählt:
In unserem Garten war wieder einmal einiges zu tun: Rasen mähen, Büsche stutzen, damit andere Pflanzen ebenfalls wieder genug Licht bekommen und eine Pflanze umsetzen, da sie für den Topf zu groß geworden war. Wir begannen unsere Arbeiten als die Temperaturen noch angenehm waren.

Bevor ich allerdings zu meinem Lauf aufbrechen konnte, war es Mittag geworden und die Temperaturen hatten schon wieder unangenehme „Höhen“ erreicht. Ich hatte keinen Ultra vor, sollte locker vor dem Kaffeetrinken zurück sein, also los. Nur so richtig durchstarten konnte ich nicht! – Die Einlaufphase war sehr unangenehm, mein re. Innenband meldete ziemlich stark. Diese blöde knöcherne Erhöhung (Arthrose) unter dem Innenband (re. Knie) muckerte und ich benötigte wieder 2 km, die ich so oft zum Eintraben brauche. Komischerweise konnte ich flüssiger laufen ab einem Wurzelpfad, der die ersten Steigungen aufwies. Also versuchte ich Fahrt aufzunehmen und lief durch einige Rinnen bergan. Es sind Passagen, in denen ich sehr vorsichtig sein muss, da diese gerne von Mountain-Bikern genutzt werden, um gen Tal zu brettern. Die ersten Trails konnte ich ungestört meistern, wenn ich auch nur stark schnaufend voran kam.

Als ich nach einem breiten Weg wieder in eine solche Passage hineinlief, stand ein kleines Mädchen vor mir. Sie versuchte mehrmals verzweifelt auf ihr Rad zu steigen und bergan loszufahren, bis sie bemerkte, dass die Kette vom Kranz gesprungen war. – Ihr Alter war unter dem Helm schlecht zu schätzen, aber viel älter als 10 oder 11 Jahre dürfte sie nicht gewesen sein. Bei dem Gedanken, dass sie bestimmt nicht alleine ist, hätte ich ja eigentlich weiterlaufen können. Das aber kam mir nicht in den Sinn. Ich hielt neben ihr an und sagte lachend: „Na, da will ich mir mal die Hände schmutzig machen und dir helfen!“ – Gesagt, getan! Ein paar Sekunden später konnte sie aufspringen und unter Mühen weiterfahren. Allerdings schaffte sie die immer steiler werdende Rinne nicht ganz ohne Hilfe. Ich griff unter ihren Sattel und schob sie bis auf den kurz danach beginnenden breiten Weg. Dort stand der Vater, wohl mit der Schwester und schien schon etwas zu drängeln. Es kam zwar ein kurzer Dank, aber meine Bemerkung, dass die Kette abgesprungen war, schien er nicht mehr zu hören. Mit dem Gedanken, dass sie sich schon zusammenraufen werden, lief ich weiter.

Für mich ging es heute etwas an der Burg Frankenstein vorbei, um auf einem anderen Weg wieder zurückzulaufen. Dort kamen mir die drei Radler entgegen. Die ältere Schwester voraus, dann die kleine, der ich geholfen hatte und der Vater hinterher. Als mich das Mädchen erkannte, winkte sie mir freundlich lächelnd zu. Prompt brummelte der Vater: „Frieda, fahr zu!“

Ups, darf die Kleine nicht vergnügt und freundlich sein?
Was hätte denn der Vater gemacht, wenn sie vorhin nicht (so schnell) aufgetaucht wäre?

Vielleicht habe ich den kurzen Satz ja etwas überinterpretiert, aber wenn ich mit Kindern unterwegs bin, sollte ich doch auch auf sie Rücksicht nehmen, da geht es doch nicht um mich und meine eigene „Auslastung“, oder?

8 thoughts on “alleine lassen?”

  1. Lieber Manfred, auch wenn der Vater scheinbar ein unfreundlicher Ignorant ist, die Kleine wird deine Hilfsbereitschaft wohl nicht vergessen. Ich versteh immer weniger weshalb Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft heutzutage so ein Problem sind. Man bricht sich dabei doch echt keinen Zacken aus der Krone anderen Menschen positiv entgegen zukommen…
    LG, Oliver

    1. Lieber Oliver,
      du sagst es … und wenn man sich erst gar keine Krone aufsetzt, sich selbst z. B. nicht so ernst nimmt, fällt es noch weniger schwer.
      Auf den Gedanken vorbei zu laufen, bin ich in dem Moment gar nicht gekommen. Das war eine rein hypothetische Überlegung im Nachhinein. Aber wir, die wir gerne helfen, können nicht anders, es gehört zu uns! – Leider nutzen das andere manchmal zu stark aus. Zum Glück hatte die Kleine gute Laune! 😉
      LG Manfred

  2. Lieber Manfred, gut, dass du da warst, ich hätte es nicht anders getan, helfen in einer Situation wie dieser, auch wenn ich die Kette nicht hätte wieder aufziehen können !! Gut gemacht – und die Eltern tun mir nur leid, das Kind noch mehr, aber es hatte ja zum Glück dich !

    1. Liebe Margitta,
      helfen, logisch. Da denke ich auch gar nicht nach, das gehört dazu!
      Vll hab ich den Satz des Vaters überinterpretiert, aber die Kleine war wenigstens gut gelaunt. Hoffentlich hat der Vater es nicht geschafft, ihr die Laune zu verderben. Dazu war das Wetter zu schön! In diesem Sinne!
      LG Manfred

  3. Moin Manni,
    ich sollte auch mal wieder am Frankenstein trainieren. Das Bergtraining war top 2015.
    Dieses Jahr bin ich weit weg von der Fitness im letzten Jahr. Habe aber auch nicht den Ehrgeiz, da mein Saisonziel Biel krankheitsbedingt ausfiel.
    Den Frankfurt Marathon will ich einfach laufen u. Spass haben.

    Zur kleinen Frieda. Papa sein darf man lernen. Früher war ich auch eher der drängelnde u. unruhige Papa. Aber durch meine geänderte Lebenssituation bin ich geduldiger u.ruhiger geworden. Ich durfte Geduld u. Dankbarkeit lernen. Die kostbare Zeit verbringe ich jetzt viel bewusster. Aber so ist es ja mit vielen Dingen. Wenn man Menschen nicht permanent um sich rum hat, ist einem die Zeit mit Ihnen viel bewusster u. intensiver. Dad lässt sich auf viele Lebensbereiche übertragen.
    Achtsamkeit zu lernen u. zu trainieren ist wichtig. Einfach ist das keinesfalls. Ich lerne gerne dazu.

    Hmm jetzt hab ich ganz schön philsophiert…..evtl. war Friedas Papa nur in Eile um heimzufahren etc.

    Eine sonnige Woche wünscht Dir Daniel

    1. Lieber Daniel,
      warum nicht mal philosophieren?
      Unsere Tochter ist ja aus dem Haus, aber wir sind dankbar, dass sie in der Nähe wohnt und wir uns super verstehen! Zeit miteinander zu verbringen wird dann zum Highlight!
      Frieda hatte ja „wenigstens“ gute Laune und die hat ihr Papa hoffentlich nicht verderben können!
      LG Manfred

  4. Lieber Manfred,

    die Erfahrung mache ich auch gerade, bergauf zu laufen ist für das Knie angenehmer und besser.

    Also, sowas geht gar nicht – da schaut man doch nach dem Kind wenn es nicht kommt. Für mich unverständlich… Solch gestresste Eltern habe ich nur zu oft auf der Skipiste erlebt und ich kann das nicht verstehen 👿 Freizeit soll doch Spaß machen und entspannend sein, und zwar für alle beteiligten! Die kleine Frieda hatte ein großes Glück dass Du vorbeigekommen bist. Du hast das einzig richtige gemacht!! 🙂

    Liebe Grüße Anna

    1. Liebe Anna,
      heute ging es mir mit dem Knie mal ganz anders. Anfangs war es eher frustrierend. Vielleicht schreibe ich noch einen kleinen Beitrag dazu.
      Möglicherweise wäre ja der Vater nochmal in die Rinne zurückgekommen, wenn Frieda noch länger nicht aufgetaucht wäre. Aber schon das ist doch frustrierend für das Kind. – Ich denke in solchen Momenten gar nicht, sondern helfe intuitiv! Der Gedanke vorbei zu laufen war rein hypothetisch und war mir auch erst im Nachhinein zur Veranschaulichung gekommen.
      Wenn ich nichts für Kinder übrig hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht Lehrer geworden.
      Gerade die Jüngeren geben mir unwahrscheinlich viel „zurück“, so wie deine beiden „Süßen“ dir bestimmt auch viel geben!
      LG Manfred

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