Im Beitrag >Herbst< ihres Blogs >Alles auf Rot(h)< schreibt Karina: „Kassandra und ich „trieben“ einen älteren Herren vor uns her, der anscheinend ein Problem damit hatte von Frauen überholt zu werden.“
Ich habe mir nicht verkneifen können in meinem Kommentar folgendes zu formulieren: „Dieser männliche Ehrgeiz immer. – Ich habe es durchaus umgekehrt gemacht und habe so manche schnelle Dame „in meinen Windschatten genommen“, sofern man das bei meinem breiten Kreuz überhaupt sagen kann!“
Bei diesem Kommentar habe ich vor allem an ein Erlebnis gedacht. Es geht auf einen Griesheimer Straßenlauf zurück, damals noch ein 25-Kilometer-Lauf. In den frühen Jahren stieg dieses Griesheimer Ereignis am Buß-und-Bettag im November, als dieser noch ein F(r)eiertag war. Der Jahreszeit und dem fortgeschrittenen November entsprechend war es ein kalter Tag. Wer die Griesheimer Verhältnisse kennt, der weiß auch, dass dort oft ein kalter Novemberwind den Läufern ins Gesicht blasen konnte. Wir hatten im Rennen die 10-Kilometer-Marke passiert und schickten uns an die 90-Minuten-Schallmauer zu knacken. Genau in diesen Minuten erlebten wir diese unangenehmen Rennsituationen, in denen man die Natur“gewalten“ nicht genießen kann. Radfahrer hatten schon längst für sich entdeckt, dass man durch Windschattenfahren viel Zeit und Kraft sparen kann, nicht so die Läufer dieser Zeit. Wer im Wind lief war selber Schuld! Unsere Laufgruppe war allerdings so groß, dass wir uns locker hätten abwechseln können, ohne allzu viel Kraft zu verlieren. – Mutig wie ich damals war und um einige Erfahrungen ärmer, lief ich an die Spitze der Gruppe. Dabei bot ich der einzigen Läuferin unserer Gruppe an, sich direkt hinter mir einzuordnen. … und dabei blieb es! Ich lief an der Spitze dieser Gruppe, sie dahinter und alles männliche „Laufvolk“ tummelte sich kraftsparend dahinter. 😥
Das Ende ist schnell erzählt. Wir verpassten unser hoch gestecktes Ziel, wenn auch nur äußerst knapp. Durch meinen altruistischen Parforceritt an der Spitze, konnte ich nicht bis zum Schluss Windschatten „spenden“. Aber auch die Läuferin verpasste die Schallmauer um ganze 10 Sekunden, mit gut 10 Sekunden Vorsprung vor mir. Da tröstete mich wenig, dass so ein paar Läufer trotz der Kraftersparnis nicht mitgekommen waren. – Als ich dann aber diese Mitläuferin nach dem Ziel ansprach, schimpfte sie wie ein Rohrspatz, warum man sich nicht gegenseitig helfen könne. Zum Glück hatte sie mich nicht damit gemeint, aber den Nagel auf den Kopf getroffen.
Einer Mitläuferin zu helfen war und ist wohl unter der Würde eines Mannes?
Wie erlebt ihr das? – Seid ihr entspannter unterwegs?
Gibt es das in allen Tempobereichen, oder vorrangig bei den schnelleren „Egozockern“? 😉
Lieber Manfred,
ich muß zugeben, selbst ich, der ich nicht der Schnellste bin, entwickele einen gewissen Ehrgeiz, wenn bei meinen Alltagsläufen jemand anderes vor mir her trabt, diesen überholen zu wollen. Dabei spielt das Geschlecht allerdings keine Rolle 😉
Windschattenerfahrungen kenne ich aber nicht, da ich a) wenig Wettkämpfe laufe, b) meistens alleine unterwegs bin und c) hier oben sowieso immer ein Wind weht 🙂
Der Wind ist halt „die Berge des Nordens“, den Trainingseffekt muß man mitnehmen 😀
LG Volker
Lieber Volker,
gegen einen gewissen Ehrgeiz ist ja auch nichts einzuwenden. Kannst dir sicherlich ausrechnen, dass ich mich immer wieder mal nach vorne gestreckt habe! 😉
In Trainingsläufen genieße ich heute immer wieder den Wind, kämpfe nicht gegen ihn und komme „gut mit ihm aus“!
In den Bergen, vor allem oben, kommt er ja auch noch dazu! 😆
Genau, dann nimmt man den Trainingseffekt mit … aber im Wettkampf kann er schon ab und an nerven! Er hat mich vor allem immer auf den langen Strecken genervt, wenn man müde wurde und vielleicht auch noch eine Zeit vor Augen hatte. Da war er dann der Ehrgeiz. 😉
Heute kann ich das zunehmend gelassener nehmen. Man kommt halt in die Jahre! 🙄
LG Manfred
Lieber Manfred,
dass du ein sehr schneller Hirsch warst, lässt sich unschwer auf deinem Foto erkennen. Bei 10-Kilometer-Läufen wurde ich früher auch freundlicherweise von Männern unterstützt, bis ich mir den “ Herzbännel “ fast dabei herausgerissen hatte bei meinem schnellsten “ gezogenen “ 10-Kilometer-Lauf mit 42:00 Minuten. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis – von da ab nie wieder – ich wendete mich den Ultras zu – da lag ich richtig, obgleich man mich zu weiteren Schnellen “ zwingen “ wollte.
Wie gut, dass es so viele Möglichkeiten gibt, sich vorwärts zu bewegen, langsame, schnelle, in die Höhe, in die Länge…………tralalalala 😉
Liebe Margitta,
ja, ja, die guten alten Zeiten, oder bei mir die schnellen alten Zeiten waren einmal! 😉
Ich habe eigentlich, zumindest früher, keine wirklich echten Vorlieben gehabt. Jeder Untergrund war mir recht, wenn ich nur laufen konnte! So auch jede Wettkampfstrecke, aber die 10er, wie schon geschrieben, konnte ich halt sehr oft laufen, ohne dass ich lange Erholungszeiten brauchte.
Als ich dann die „Tempohatz“ bei heißen Sommertemperaturen zur Vorbereitung eines Herbstmarathons leid war, bin ich zum Ultralaufen gekommen. Heute macht mir das Asphaltlaufen immer noch nicht wirklich was aus. Ich laufe aber mit entschieden größeren Vorlieben „draußen“ und dort am liebsten auf den kleinen Trails … und deutlich ruhiger als früher.
Ja, wie gut, dass es soooooo viele Möglichkeiten gibt.
LG Manfred