Bei der Unterrichtsvorbereitung stoße ich auf einen alten Artikel der Süddeutschen, den sie schon im Dezember 2012 online gestellt hatte. Irgendwie kann ich es mir nicht verkneifen und muss ihn doch mal kommentieren.

 

Aber vorweg: die Süddeutsche gibt ihrem Artikel die Überschrift >Extrem-Läufern droht Hirnschwund< und zitiert aus dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Bei der Beschreibung des Phänomens kommt raus, dass zwei Mediziner die Läufer beim Transeuropalauf 2009 begleitet und untersucht haben. Es wurde festgestellt, dass die Hirnmasse schrumpft, so die Süddeutsche. – Es wird nur ein Kommentar eines Mediziners wiedergegeben: Die Läufer zehren Fett aus wirklich allen Ecken.“ – Wirkliche fachliche Kommentare, oder gar fachliche Interpretationen? – Mangelware!

Mit knapp 180 Wörtern wird hier ein wirklich erstaunliches Phänomen recht aufreißerisch und viel zu kurz angedeutet. In der Überschrift wird ausgedrückt, dass dem Läufer Hirnschwund droht. Im ersten Absatz wird von einer Verstoffwechslung der Hirnmasse geschrieben. Erst zum Schluss des kurzen Artikels folgt der Satz: „Einen Trost gibt es für die Sportler: Die Gehirnzellen sterben nicht ab, sie schrumpfen nur.“

Wie denn nun?
Verstoffwechslung, oder Schrumpfung?
Irreversibel, oder reversibel?

Ich verstehe unter einer Verstoffwechslung einen Abbauprozess und dieser wäre dann irreversibel! Schrumpfen die Zellen aber „nur“, dann ist das ein Prozess, der durchaus als reversibel einzuschätzen ist!

… was will uns der Autor eigentlich sagen?
Sollen Vorurteile geschürt, oder unterstützt werden?
Soll hier wieder einmal gegen das Laufen ausgeteilt werden?
Normales Laufen vielleicht noch, aber Extrem-Laufen?

Leider bekennt sich noch nicht einmal jemand persönlich zu diesem Aufreißer!

Mit keinem Wort wird hier das extreme Laufen definiert, oder wenigstens eingegrenzt. Es wird auch nicht seriös überlegt, woran es liegen kann. Dem kurzen Zitat des Mediziners wird keine Aufmerksamkeit geschenkt. – So könnte es ein einfaches Phänomen sein, wie ja auch Körperflüssigkeiten „eingedickt“ werden, wenn wir zu wenig trinken. Das Ergebnis hierbei kennen wir: der Urin wird dunkler! – Wird der Leser bewusst alleine gelassen?

In der Schule wollen und sollen wir unsere Schüler zu wissenschaftlichem Umgang mit Quellenmaterial erziehen. – Ist das in bestimmten Bereichen im Journalismus, oder Online-Journalismus nicht mehr so wichtig?

Wer den kurzen Aufreißer selbst lesen will, noch steht er im Internet:
Läufern droht Hirnschwund

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